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Zoff in der SPDSteinbrück koffert gegen Gabriel

Drei Monate vor der Bundestagswahl hängt der Haussegen bei den Sozialdemokraten schief. Der Kanzlerkandidat fordert mehr Loyalität vom Parteichef.

Wer ist hier Koch, wer ist Kellner? Bild: dpa

BERLIN rtr | Zwischen SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und seinem Parteichef Sigmar Gabriel knirscht es drei Monate der der Bundestagswahl. Unmittelbar vor dem Parteikonvent am Sonntag rief Steinbrück seine Partei zur Bündelung aller Kräfte auf und forderte dabei ganz ausdrücklich auch die Unterstützung von Gabriel ein.

„Ich erwarte deshalb, dass sich alle - auch der Parteivorsitzende - in den nächsten 100 Tagen konstruktiv und loyal hinter den Spitzenkandidaten und die Kampagne stellen“, sagte er dem Spiegel. Er habe dabei auf eine Auseinandersetzung in der SPD-Fraktion Bezug genommen und erklärt: „Situationen wie am vergangenen Dienstag dürfen sich nicht wiederholen“.

Nach Angaben aus SPD-Fraktionskreisen war es am Dienstag an zwei Punkten zu Diskussionen gekommen, die Steinbrück offenbar als Schwächung seiner Position interpretierte. So habe Gabriel „mit einer vielleicht etwas unglücklichen Wortwahl“ eine Debatte über die SPD-Wahlkampführung angezettelt und dabei fehlenden Angriffsgeist gegen den politischen Gegner kritisiert, berichtete ein Teilnehmer. Ausdrücklich auf Steinbrück habe er das aber nicht bezogen. Laut Spiegel sagte Gabriel: „So Leute, jetzt reden wir mal über den Wahlkampf, wir sind noch nicht im Wahlkampfmodus.“

Unstimmigkeiten habe es auch bei der Diskussion über die geplante europäische Bankenunion gegeben. Auch hier habe es Stimmen gegeben, die Steinbrücks Linie in Hinblick auf Bedingungen für direkte Bankenhilfen des ESM nicht hätten folgen wollen. Dabei habe Gabriel dem Spitzenkandidaten nicht ausdrücklich den Rücken gestärkt.

Parteikonvent am Sonntag

Steinbrück hat es in den vergangenen Monaten trotz erheblicher Anstrengungen und auch mit der Benennung eines Wahlkampfteams nicht geschafft, die klare Führung von Kanzlerin Angela Merkel und der Union in den Umfragen zu verringern.

Am Sonntag trifft sich die SPD in Berlin zu einem Konvent, auf dem sie für den Fall eines Wahlsieges unter anderem die Streichung des Elternbeitrags für Kindertagesstätten und Krippen bis 2017 beschließen will.

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3 Kommentare

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  • UM
    Ulli Müller

    Da sind sie wieder die Star-allüren der Seebacher,

    vor Jahren schasste Schröder den Parteivorsitzenden Lafontaine,

    getz gehts gegen den Parteivorsitzenden Gabriel. Also die Seeheimer gegen den Rest der Partei. So wie in Schleswig Holstein gegen Simonis oder in Hessen gegen Ypsilanti wollen die Rechten der Partei den Willen aufzwingen.

    Der rechte Klüngel will die Partei mattsetzen, um nach der Wahl wieder unverhohlen antisozialdemokratsiche Politik machen zu können.

    Und was machen die Sozen?

    Kommt es zum Aufstand gegen Steinbrück?

    Nach dem arabischen Frühling nun der sozialdemkratische Frühling?

    Wohl kaum.

  • UM
    Ullrich Mies

    ...ein echtes Kompetenzteam.

    Oder sollte es nicht besser Flatulenz-Team heissen?

  • I
    Irmi

    Wer glaubt denn noch dem Geschwätz von Hr. Steinbrück ? Wer will den schon als Kanzler haben ?

     

    Sein Sinneswandel zu dem Geschwätz bevor er zum Kanzlerkandidaten "gekürt" wurde und dem Geschwätz er würde sich für das einfache Volk einsetzen, nimmt ihm keiner mehr ab. Der Herr mit der Schnappatmung wie hier mal jemand schrieb hat es vergeigt, wir kennen inzwischen sein wahres Denken. Geld, Geld und nochmals Geld für ihn. Das was er und andere Parteien jetzt verspricht kann nicht finanziert werden, das ist nur Wahlgeschwafel.