Zirkus-Jubiläum: Kunststücke mit wenig Geld
Der Kinderzirkus Juxirkus in Schöneberg feiert 20-jähriges Jubiläum. Dazu wünschen sich die Kinder einen neuen Lastwagen - doch Spenden sind rar.
Ein Zirkuszelt auf einer Wiese, direkt an einer Hauptverkehrsstraße in Schöneberg: Kindergeschrei und fröhliches Geschnatter schallen über das Gelände. Im Zelt sitzen acht Mädchen auf dem Boden und starren nach oben. Von der Decke hängt Nomi Bleiberg. Angestrengt hält sich die 12-Jährige am Trapez fest und wartet darauf, dass die Musik einsetzt. Ihr Gesicht ist grün und rot gestreift von der Sonne, die durch das bunte Zeltdach scheint. Sie pustet sich noch schnell ihre braunen Haare aus dem Gesicht, dann geht es los: Sie schwingt sich auf das Trapez.
Nomi ist zusammen mit 170 anderen Kindern Teil des Juxirkus, der seit 20 Jahren Kinder von der Fernsehcouch ins Zirkuszelt lockt. "Wir sehen uns als Teil der Jugendarbeit in Tempelhof-Schöneberg", sagt Alexander Frey, Jongleur und seit 1990 Trainer im Zirkus.
Früher musste der Zirkus Werbung machen, um genug Kinder zu animieren. "Heute haben wir lange Wartelisten", sagt Alexander Frey zufrieden. Beim täglichen Training verausgaben sich die Kinder in Disziplinen wie Leiterakrobatik, Jonglage, Trampolinturnen, Singen und natürlich Trapezakrobatik. Exotische Tiere wie in einem "echten" Zirkus gibt es hier allerdings nicht.
Da jedes Kind in den "Juxi" eintreten darf und auch Mitgliedsbeiträge nur freiwillig erhoben werden, ist der Zirkus schon immer auf die Hilfe von Spendern angewiesen. Momentan brauchen sie diese besonders, denn der Lastwagen des gemeinnützigen Projektes ist alt und öfter kaputt. Ein neuer Lkw, um Requisiten zu transportieren und Zirkusreisen zu veranstalten, ist deshalb der Geburtstagswunsch der Juxis zum 20-jährigen Jubiläum im Juli. 15.000 Euro wären dafür nötig; doch gerade mal 1.500 Euro konnten die Juxis bisher sammeln.
"Ich gehe hier schon regelmäßig im Kiez Klinken putzen, aber das ist gar nicht so einfach", sagt Alexander Frey und schiebt sich die Sonnenbrille auf den Kopf. Was die Juxis machen, wenn es nicht klappt mit dem neuen Fahrzeug? "Das muss klappen", sagt er und wackelt nervös mit dem Fuß. Anfang Juni stellt der Zirkus sein Sommerprogramm vor. Mit Eintrittsgeldern und Spenden hoffen sie, den Lastwagen bis zur 20-Jahr-Feier im Juli kaufen zu können.
Kurz nach Start der Musik springen innerhalb weniger Sekunden zwei weitere Mädchen an das Trapez. Nomi ist inzwischen am Seil ganz nach oben geklettert. Blitzschnell, mit wenigen Handgriffen klettern die anderen zwei ihr nach. Wie drei Fledermäuse - Gesichter Richtung Boden - hängen sie kopfüber vom Zeltdach und blicken fragend zur Trapeztrainerin Julia Gemeinhardt. "Okay, das machen wir gleich noch mal", sagt sie. Nacheinander fallen die Mädchen mit einem Klatschgeräusch auf die Matte und lachen.
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