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ZinssenkungBörsen jubeln wieder

Zum ersten Mal seit vier Jahren senkt US-Notenbank den Leitzins. Damit soll verhindert werden, dass die Immobilienkrise eine Rezession auslöst.

Kurssprung an den Börsen: In Japan schossen die Kurse am Mittwoch um über drei Prozent nach oben. Bild: AP

WASHINGTON rtr Die US-Notenbank Fed sorgt sich wegen der US-Immobilienkrise um die Gesamtwirtschaft und hat deshalb die Leitzinsen aggressiv gesenkt. Die Währungshüter um Präsident Ben Bernanke reduzierten am Dienstag den für die Refinanzierung der Banken zentralen Zielsatz für Tagesgeld um 50 Basispunkte auf 4,75 Prozent - die erste Zinssenkung seit mehr als vier Jahren. Dies war ein größerer Schritt als von vielen Experten erwartet und zeigt, dass die Fed die Wirtschaft entschlossen vor den Folgen der Hypothekenkrise abschirmen will. Die US-Aktienmärkte reagierten mit einem Kurssprung, der Euro kletterte auf ein neues Rekordhoch von fast 1,40 Dollar. Auch die Börsen in Fernost legten kräftig zu: Der japanische Leitindex Nikkei stieg um 3,67 Prozent.

Die einstimmige gefällte Entscheidung solle verhindern, dass die Immobilienkrise die Gesamtwirtschaft in Mitleidenschaft ziehe, erläuterten die Zentralbanker. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten hätten die Gefahren für die Konjunktur erhöht. Die Verschärfung der Kreditkonditionen könne den Preisverfall am Häusermarkt verstärken und das Wachstum der Gesamtwirtschaft bremsen. Die Fed will nun die Auswirkungen der Hypothekenkrise auch auf den Bankensektor beobachten und falls nötig weitere Schritte ergreifen.

Die Finanzmärkte hielten nach der Entscheidung bereits eine weitere Zinssenkung im kommenden Monat für wahrscheinlich. "Es ist eindeutig, dass die Fed eine Rezession verhindern will", sagte Alan Skrainka von Edward Jones. "Das ist der lange herbeigesehnte Anfang einer Serie von Zinssenkungen."

Zuletzt hatten sich in den USA die Anzeichen gemehrt, dass die Krise am Immobilienmarkt auch die Gesamtwirtschaft beeinträchtigt. So war im August völlig unerwartet die Zahl der Arbeitsplätze in den USA gesunken, was sogar Rezessionsängste entfacht hatte. Deshalb legt die Fed nun ihr Hauptaugenmerk darauf, die Wirtschaft am Laufen zu halten - anstatt sich wie bislang vor allem auf die Inflationsbekämpfung zu konzentrieren.

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