Zilberman Gallery Berlin: Tanz im Archiv: Erinnerung als Migration der Formen und Gesten

Es gibt keine Blackbox-Erinnerung. Was nacherzählt wird, ist immer eingebettet in persönliche Zeitrechnung, ebenso wie in geopolitische Verwicklungen. In Simon WachsmuthsAusstellung „Some Descriptive Acts“ in der Zilberman Gallerybewegt sich im Video „Qing“ eine Tänzerin – durch eine Blackbox. Wir wissen nicht, wosie sich befindet, auch nicht wann, nur: womit.Sie ist umgeben von Erinnerungsobjekten, chinesischem Porzellan und Kleidern aus der Qing-Zeit. Die Erbstücke aus Wachsmuths Familiengeschichte sprechen jedoch von einem ganz anderen Zeitpunkt: Wachmuths Großtante, die Tänzerin Dita Tenger, erwarb sie Ende der 1930er im Exil in Schanghai. Gertie Tenger, Wachsmuths Mutter, ebenfalls Tänzerin, überlebte den Nationalsozialimus und erbte nach dem Krieg die Gewänder und Tassen. Hier führt Wachsmuth die Schwestern wieder zusammen, verwebt Fotos der Tanzavantgarde der 20er, antike Bewegungsdarstellungen und Zeugnisse aus Schanghai zu einem neuen Geflecht. So betrachtet, beschreibt auch das Video „Qing“ eine Migration der Formen und Gesten durch Zeit und Raum, die bis in die Bewegungsrichtung des Seidengewebes, in das Material der Kleidung selbst, hineinreicht. NYM
Bis 20. 4., Di.–Sa., 11–19 Uhr, Goethestr. 82
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