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Zeuge unter Druck

■ Angehörige des „Mykonos“- Belastungszeugen angeblich entführt

Berlin (taz) – Am gestrigen vierten Verhandlungstag des „Mykonos“-Prozesses zeigte der Hauptbelastungszeuge unvermutete Gesprächsbereitschaft. „Gebt mir zehn Minuten“, so verkündete Youssef Amin, „und ich werde den Hahn öffnen.“ Doch die Offerte kam zur Unzeit, das Gericht vernahm gerade seinen Mitangeklagten Mohamad Atris. Möglicherweise wird der Hahn nun auf Dauer geschlossen bleiben, denn während Atris noch aussagte, sickerte die Nachricht durch, daß Amins im Libanon lebende Eltern von der proiranischen Hisbollah entführt worden seien. Falls diese Nachricht stimmt, dürfte sie dazu angetan sein, Amin von belastenden Aussagen abzuhalten. Der im Pariser Exil lebende ehemalige Staatspräsident Abdul Hassan Banisadre erklärte gegenüber dem SFB, er verfüge über präzise Informationen, daß Mitglieder der Amin-Familie im Libanon von der Hisbollah gefangen genommen und mißhandelt worden seien. Dies sei schon vor Beginn des Prozesses, mindestens vor zwei Wochen passiert. Zu den näheren Umständen der Gefangennahme, auch ob sie noch anhält, machte Banisadre keine Angaben.

Gegenüber der taz erklärte der Prozeß-Vertreter der Bundesanwaltschaft, Bruno Jost, ihm sei die Nachricht neu, seine Behörde werde sie nachprüfen. Amins Anwalt, Lothar Bungartz, hielt zwar „alles für möglich“, doch hegte er Zweifel an Banisadres Schilderung. Er habe am Montag noch mit einem Cousin Amins im Libanon telefoniert, dieser habe erklärt, daß „alle wohlauf“ seien.

Ein Sprecher der Volksmudschaheddin erklärte gestern, daß der angebliche Drahtzieher des Attentates, Kazem Darabi, bei dem Anschlag „unter der direkten Leitung des Geheimdienstministers Ali Fallahian“ sowie in Zusammenarbeit mit dem Kommandeur der Nachrichtendienst-Abteilung der Pasdaran, Mohamad Dschaffari, operiert habe. Dschaffari soll bereits den Anschlag auf den ehemaligen PDK-I Vorsitzenden Ghassemlou durchgeführt haben. Dieter Rulff

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