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■ QUERBILDZero Patience

Darf man über Aids ein Musical machen? Vor allem das Musical- Genre – seit den 40er Jahren Tummelplatz gut gelaunter, durch die verregneten Gassen hüpfender Grinser – scheint so gänzlich unangebracht für das Thema Krankheit. In diesem Zusammenhang befremden sie auch, die teilweise recht schmissigen Gesangspartien, für die der kanadische Regisseur John Greyson verantwortlich zeichnet. Doch vermutlich beschäftigt sich Zero Patience mit der HIV-Infizierung gänzlich ohne Larmoyanz, um eine selbstbewußte Neubetrachtung des Themas anzugehen.

Im Mittelpunkt der kaum verknüpften Handlung steht der „Patient Zero“, dem die weltweite Verbreitung der Seuche angelastet wird. Allerdings bleibt zu bezweifeln, ob diese tragische Gestalt, wie ein Ärzteteam herausgefunden haben will, tatsächlich der franko-kanadische Flugbegleiter Gaetan Dugas war, oder ob hier nicht vielmehr eine mythologischen Figur erschaffen wurde, um kausale Erklärungen für das kaum Begreifbare zu entwerfen. „Seht her, der promiske Lebenswandel eines einzelnen ist an allem schuld!“

Doch um solche Fragen kümmert sich der kanadische Streifen nur am Rande. Der Steward kehrt als Geist zurück und trifft Sir Richard Francis Burton, der sich im 19. Jahrhundert Meriten für die Entwicklung von Penis-Futteralen erworben hatte. In einem Museum wollen beide dann eine Installation über den Patienten Zero aufbauen. Doch gab es ihn denn wirklich, und konnte er singen?

vom

Metropolis

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