■ QUERBEET : Zerfleischung zum Zugucken
Am schönsten ist ja immer, wenn Paare so richtig offen sind zueinander. Wenn kein Wort ungesagt, mit keiner Beleidigung – getarnt als „intime Kritik“ – hinter dem Berg gehalten wird und wenn man einander mal so richtig aufs Brot schmieren kann, was einen schon lange kekst. Denn nur wer alles ausspricht, spürt so richtig, dass er voll und ganz „er selber“ ist; nur, wenn absolut kein Geheimnis mehr bleibt, ist der Weg frei für ungehinderte Auseinandersetzung. Ob dergleichen für die ursprünglich mal empfundene Zuneigung nicht eher eine Behinderung ist – wer traute sich, solches sagen.... Nun denn: Zerfleischen, und zwar nach tatsächlich allen Regeln der Kunst, werden sich auch in der Aufführung am Ernst-Deutsch-Theater die beiden Paare im Stück Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von Edward Albee, das in diesem Sinne schon lange ein Klassiker ist und doch immer wieder schön, besonders, wenn einem beim Anblick der selbstverschuldet Elenden so manches real existierende Paar in den Sinn kommt, das glaubt, mit derlei Gebaren nicht nur einander, sondern zugleich auch die Welt, ja, den gesamten Kosmos zu bessern! Regie im Ernst-Deutsch-Theater führt Konrad Sabrautzky; es spielen Daniela Ziegler, Ralf Schermuly, Antje Westermann und Thorsten Grasshoff.
Premiere Donnerstag, 19.30 Uhr, Ernst-Deutsch-Theater.
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