piwik no script img

Zentraler Deportations-BahnhofEin paar Überbleibsel

Auf dem Weg zur Gedenkstätte - eine kleine Chronik zum Hamburger Lohseplatz.

Lange wollten sich die Hamburger nicht daran erinnern, dass das Areal am Lohseplatz nicht nur Stätte wirtschaftlicher Prosperität war – erst seit Ende der 1990er Jahre, mit den Planungen für einen neuen Stadtteil, die Hafencity, wurden die Versäumnisse offenbar.

Zwischen 1940 und 1945 wurden 7.692 Juden, Roma und Sinti vom Hannoverschen Bahnhof / Lohseplatz in Ghettos und Konzentrationslager deportiert. Bei einigen der insgesamt 20 Deportationen wurden Züge mit Menschen aus anderen Städten angehängt. Die meisten der Deportierten fanden den Tod.

1955 wurde das zerstörte Hauptportal des Hannoverschen Bahnhofs gesprengt. Andere Teile nutzten später beispielsweise Speditionen. Einige wenige bauliche Überbleibsel sind inzwischen nachgewiesen. So entspricht eine noch vorhandene Bahnsteigkante dem Verlauf der historischen südwestlichen Bahnsteigkante am Gleis 2.

2009 machte eine Ausstellung im Kunsthaus Hamburg, „In den Tod geschickt. Die Deportationen von Juden, Sinti und Roma aus Hamburg 1940 bis 1945“, einer breiteren Öffentlichkeit die Bedeutung des Lohseplatzes bekannt. Kuratorin war damals Linde Apel von der Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte. Sie wird auch die Ausstellung im künftigen Informations- und Dokumentationszentrum betreuen.

2011 riefen der Landesjugendring und die Kulturbehörde Jugendliche auf, sich an der Konzeption zu beteiligen – ein laut der Behörde in dieser Größenordnung einmaliges Partizipationsprojekt. Projektleiter war der Leiter des Studienzentrums der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, im begleitenden Beirat saßen auch Vertreter der Opferverbände.

Die kürzlich präsentierten Vorschläge der Jugendlichen sollen in die Konzeption aufgenommen werden. Welche das sind und in welcher Form ist noch offen. Das Geld für das künftige Dokumentationszentrum immerhin ist nach Auskunft der Kulturbehörde schon in den Haushalt eingestellt. ADZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!