Zentral- und Landesbibliothek Berlin: Bücher statt Büros
Es gibt neue Pläne für den Umzug von Berlins Zentral- und Landesbibliothek in das Kaufhaus Galeries Lafayette. Der Investor hat jedoch andere Pläne.
Kultursenator Joe Chialo (CDU) bestätigte am Montag im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses zudem einen Bericht des Tagesspiegel. Demnach gibt es Überlegungen, neben der ZLB auch Teile der Staatsbibliothek für bis zu 15 Jahre im Lafayette-Gebäude unterzubringen.
Die Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße wird aufwendig saniert und braucht dringend einen Ausweichstandort. Über die Mieteinnahmen durch die Staatsbibliothek, die der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und damit dem Bund gehört, könnte der Umzug der ZLB in die Galeries Lafayette mitfinanziert werden.
Kultursenator Chialo will das kurz vor der Schließung stehende Kaufhaus schon seit längerem kaufen. Die Finanzierung ist angesichts der angespannten Haushaltslage aber ungeklärt. Der Eigentümer verlangt für das siebenstöckige Gebäude rund 580 Millionen Euro.
Die Zeit drängt
Im Kulturausschuss bezeichnete Chialo den Umzug der ZLB in das Kaufhaus erneut als „Jahrhundertchance“: „Wir suchen eine nachhaltige Lösung für das Raumproblem der ZLB, aber auch für die Wiederbelebung der Friedrichstraße, die in den vergangenen Jahren zunehmend verödet ist“, sagte der CDU-Politiker.
In den vergangenen Monaten habe man sich „intensiv“ mit der Finanzierung beschäftigt, sei aber noch nicht zum Abschluss gekommen. „Wir arbeiten an kreativen Finanzierungen“, so Chialo. Möglich sei etwa ein Sponsoring, auch mit dem Bund sei man im Gespräch, es gebe jedoch noch keine verbindlichen Zusagen.
Dabei drängt die Zeit: Wie das Bezirksamt Mitte auf taz-Anfrage mitteilt, hat der bisherige Eigentümer Tishmann Speyer Properties am 17. Mai digital einen Bauantrag eingereicht. Der sieht eine Nutzungsänderung der rund 25.000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche in Büros vor.
Darüber hinaus sollen wieder Einzelhandelsflächen, ein Restaurant und ein Café entstehen. Zudem soll das Gebäude unter Erhalt der 15 bestehenden Wohnungen saniert werden. Allerdings gilt der Bauantrag „erst als wirksam eingereicht, wenn die Unterlagen in Papierform mit den originalen Unterschriften vorliegen“, so ein Sprecher des Bezirksamts zur taz.
Unterstützung vom Bibliotheksverband
Die Berliner Landeschefin des Deutschen Bibliotheksverbands, Regina Kittler, drängt angesichts dessen auf eine rasche Umsetzung der Lafayette-Pläne. „Die Idee ist gut, die ZLB hat sie auch schon geprüft, das geht“, so Kittler, die auch Sprecherin für Bildung und Kultur der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf ist.
Der Bund müsse das Vorhaben nun unterstützen. „Wenn das jetzt nicht reicht, dann will die Politik keine Lösung finden“, so Kittler. „Nach und nach verschwinden Räume für die Stadtgesellschaft. Die Politik muss jetzt anfangen, das zu stoppen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml