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Zementwerk nach Weddewarden?

■ Die BLG fürchtet um den Lack ihrer Nobel-Limousinen, wenn 500 Meter vor den Car-Terminals ein Zementwerk gebaut wird

„An der Bahntrasse in Weddewarden-Ost soll das Zementwerk entstehen“, sagt Nils Schnorrenberger, Wirtschaftsförderer von der Bremerhavener Gesellschaft für Investition und Stadtentwicklung (BIS). 8.000 Quadratmeter der Brachfläche sind an die Norddeutsche Baustoffe-AG (NOBA) verkauft worden, die hier Transportbeton herstellen will.

Der Plan hat die Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) hellwach werden lassen. Dass das Grundstück schon verkauft ist, weiß Wolfgang Stöver, Prokurist der BLG Automobile, noch nicht. Die BLG hat am 20. Dezember 2000 einen scharfen Brief in der Sache an den Magistrat von Bremerhaven geschrieben. Tenor: Da stehen Luxus-Limousinen im Freien, die Gegend ist die Auto-Drehscheibe Norddeutschlands. Schon wegen des Erzumschlags vom Weserport hatte es immer wieder Ärger gegeben mit Staub auf dem Autolack. Die Folge: Schadensersatz-Streit. Die Stadt Bremerhaven soll, so fordert die BLG, ihr per Gutachten schriftlich geben, dass es keinerlei Gefährdungen für den Autoumschlag geben wird. 500 Meter, so Stöver, sind bei den Windverhältnissen in Bremerhaven für feinen Zementstaub keine Entfernung.

Nicht nur der PKW-Umschlag, auch die Nutzung des Geländes der Carl-Schurz-Kaserne darf „nicht im Ansatz gefährdet werden“, unterstreicht der Bremerhavener CDU-Politiker Michael Teiser. „Es müssen umgehend Gutachten erstellt werden, die jegliche Beeinträchtigung des PKW-Umschlages ausschließen und insbesondere hinsichtlich möglicher späterer Haftungsfragen die Stadt Bremerhaven von Ansprüchen freihalten.“

Mit Zementwerken spielt man nicht, das weiß der CDU-Politiker nicht zuletzt seit der Bremer Kohl-Affäre: Die Stadtgemeinde Bremen musste an den Zement-Unternehmer Kohl rund zehn Millionen Mark Schadensersatz zahlen, weil Häfensenator Uwe Beckmeyer ihm einen Bauplatz für ein Zementwerk in den Hafenbrachen am Rande von Gröpelingen versprochen hatte.

In Bremerhaven muss nun das Bauordnungsamt den Fall prüfen. Es gibt dazu eine kleine Vorgeschichte: Für eben dieses Gelände besaß die Firma Hansetransport Beton schon einmal eine Baugenehmigung. Beton ist in Bremerhaven besonders teuer, weil es nur einen Anbieter gibt und man den feuchten Beton nur 30 Kilometer weit transportieren kann – dann wird er hart. Ein zweiter Anbieter neben der alteingesessenen Baufirma Grube hätte eine Chance gehabt und vermutlich zu einem anderen Preisniveau geführt. Hansetransport zog sein Bauinteresse überraschend zurück, das Konkurrenzwerk wurde nicht gebaut.

Dem Bauordnungsamt dürfte es nicht leicht fallen, diesmal eine Baugenehmigung zu versagen, wo sie doch beim ersten Durchgang rechtlich verbindlich gegeben worden war. Auch die Marktlücke ist nach wie vor da. Die Firma NOBA wirbt schon in Stellenanzeigen um Mitarbeiter für ihr neues Werk. Wenn auf der Wasserseite von Weddewarden die Container-Terminals weitergebaut werden, wird der Bedarf an frischem Zement nur noch steigen. K.W.

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