Zeitungen: Die Kinder-"Konkret"
Die Zeitschrift "Jungle World" erscheint nach einem Relaunch mit einigen Neuerungen. Was bleibt: Abrechnung mit Deutschenwahn und dem Biedersinn der Linken.
Vor zehn Jahren erlaubten sich einige publizistisch wie politisch tätige Linke, sich aus dem Umfeld der Jungen Welt deren stalinoider und saddamhöriger Weltanschauung wegen zu lösen und ein eigenes Periodikum zu gründen. So wurde die Jungle World geboren. Im Ton wie in der Schreibe der Konkret verwandt, aber "einem eher jugendlichen Publikum" zugewandt, wie Geschäftsführer Tilman Clauß heute sagt. Insofern sei es keine Beleidigung, die wöchentlich erscheinende Zeitung eine Kinder-Konkret zu nennen
Die aktuelle Ausgabe kam nun als renovierte Fassung auf den Markt. Geändert hat sich vor allem formal dieses und jenes. Das Politische findet sich im Mantelteil, diese Woche Analytisches zum Jihadismus in Großbritannien, Erhellendes zu Tom Cruise als Stauffenberg wie zur Organspendendebatte. Das Kulturelle wurde in einem kleinformatigeren, schmuckhafteren Teil gepackt, Titel: "Dschungel". Vom Credo ist alles beim guten Alten geblieben. Leidenschaftliche, aber streitbare AutorInnen wie Tjark Kunstreich, Jürgen Kiontke, Richard Rother oder Heike Runge schreiben weiter, auch der mittlerweile meist in der FAZ schreibende Dietmar Dath - in der neuen Ausgabe mit einer so gründlichen wie feinen Kritik an der Linken des Oskar Lafontaine präsent.
Was das Gemeinsame nun ist? Geschäftsführer Clauß spricht es aus, wie es auch allen Texten zu entnehmen ist: Abrechnung mit Deutschenwahn und mit jeder Form der um Verständnis buhlenden, antiimperialistisch verkochten Leisetreterei im Blick auf den antilibertären Islamismus. Hübsch dazu das Interview mit dem schwulen jüdischen Pornostar Michael Lucas, das auch den Titel abgibt: ein Mann, der knusprig aussieht. Über manches an der Jungle World ließe sich disputieren, doch insgesamt liest sich dieses Blatt wie eine Wohltat gegen den Biedersinn der antisemitischen, hamasversteherischen Linken.
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