Zeitbombe Polizei: Nichts gewusst, nichts gelernt
Was geht uns die Ausbildung der PolizistInnen an? Viel – wenn man die Ereignisse der vergangenen Tage – Aufmärsche, Polizeiketten, Wasserwerfer- und Schlagstockeinsätze – betrachtet und immer mal wieder auf Unifomierte trifft, die, wenn man sie fragt, gar nicht wissen, was sie tun. „Da müssen sie den Einsatzleiter fragen.“
kommentar von KAI VON APPEN
Nicht allen PolizistInnen kann per se Schlechtes unterstellt werden. Es gibt schließlich viele BeamtInnen, die zur Polizei gehen, da sie lautere Absichten haben: Kindermisshandler zu schappen, Vergewaltiger zu überführen, gegen Korruption und Drogenbosse vorzugehen. Aber wie in jedem Beruf bedarf es einer guten Ausbildung. Und die soll jetzt von Schwarz-Schill demontiert werden. Gebraucht werden nach deren Definition kleine SoldatInnen, die funktionieren und nicht hinterfragen. Hamburgs Bevölkerung wird es sicherlich erst in ein paar Jahren richtig zu spüren bekommen, wenn Rambos und Lady-Cops auf den Straßen in blau flanieren, und bei dem geringsten Anlaß – da einem ein Flugblatt zu einer Veranstaltung aus der Tasche fällt – sich zwangsweise Eintritt in die Wohnung verschaffen wollen. Und wenn dann auf das Grundrecht der Unverletztbarkeit der Wohnung gepocht wird, lediglich eine kurze knappe Anwort kommt: „Gefahr in Verzug.“
Dann muss eingestanden werden: Die BeamtInnen haben es halt nicht besser gewusst. Oder anders gesagt: Sie können es gar nicht besser wissen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen