Kommentar: Zeit vertan
■ Gewerkschaftsprobleme belasten Vulkan
Fünf Wochen ist es nun her, daß Jobst Wellensiek und Wolfgang van Betteray vor die Presse gegangen sind, fünf Wochen, daß der Konkurs des Vulkan verkündet wurde. Und wieviele Wochen davor war schon klar, daß es so kommen würde. Viel Zeit ist vergangen, während der immer wieder beteuert wurde, daß es genau das sei, was die Werften jetzt bräuchten: Zeit. Zeit, neue Aufträge zu akquirieren. Zeit, zu überprüfen, welche Standorte gehalten werden können und welche nicht. Zeit, die Preise dem Marktniveau anzupassen.
Wie kommt es dann, fragt sich der Beobachter, daß es fünf Wochen dauern muß, ehe Gewerkschaften und Werftenspitze über einen neuen Tarifvertrag beraten können? Wieso mußte so viel der kostbaren Zeit vergehen, wo doch alle Beteiligten wissen, daß es keine neuen Aufträge geben kann, so lange das Lohn- und Gehaltsniveau nicht in die Kalkulation mit eingehen kann? Die Gewerkschaften tun sich schwer damit, den Stein Vulkan aus dem Tarifgefüge an der Küste herauszubrechen, heißt es hinter den Kulissen. Dann sei der Rest nämlich auch nicht mehr zu halten. Ein verständliches Argument, einerseits. Ein katastrophales, aus der bremischen Perspektive betrachtet. Fast scheint es so, als sei die Dramatik der Lage Bremens immer noch nicht klar. Was jetzt gebraucht wird, das ist vor allem schnelles und entschlossenes Handeln. So kann man nur resümieren: Zeit vertan. Jochen Grabler
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