Liebe Leute,
warum schaut man sich bei derartigen Entscheidungen nicht im Ausland um? In Irland vier Wochen nach dem Rauchverbot standen die Leute an den Straßenecken, auch Nichtraucher dabei, haben nachbarschaftlich mit allem Möglichen gehandelt - subversiv wie immer.
Ich gehöre zu der verschwindend kleinen Minderheit, die rauchen kann, aber nicht abhängig wird. Mit sechzehn habe ich mir eine Pfeife zugelegt, das machte Eindruck. Bei den angesagten Leuten konnte ich sowieso nicht wirklich dazugehören, und zur sexuellen Befreiung der Jungs wollte ich auch nicht beitragen.
Heute gehe ich am Arbeitsplatz mit den Rauchern nach draußen, rauche auch mal eine mit, aber nicht, wenn ich wie jetzt erkältet bin. Ich kann jetzt auch dazugehören.
Aber ich freue mich ohne Ende darüber, dass ich jetzt ausgehen, tanzen, essen und Musik hören kann, ohne von Rauch belästigt zu werden. Ich habe keine Lust auf Familienlokale sondern auf Szene. Ein Lob den Bhagwan-Diskos der Achtzigerjahre - die haben im Sinne von Alexis Zorbas das Rauchen nicht verboten, aber dennoch über Klimaanlage und fruchthaltige Drinks für körperliches Wohlbefinden gesorgt.
...Auf Geschäftsreisen habe ich auch die bekannten Eckkneipen kennengelernt, ein Raum, ein alter Fernseher, einige Männer, die alle mit der Wirtin und mit mir reden. Was habe ich da für Lebensgeschichten, Politik, Delirien und Jägerlatein gehört.In Niedersachsen sind einige von diesen nun geschlossen. Vielleicht machen sie im Sommer in der Garten- und Hinterhofsaison noch mal auf.
Aber was ist mit den nicht so jungen Männern, die sich da abends an zwei Bier zu EUR 1.20 und Fußball hochgezogen haben? Und den anderen, für die Alkohol ein Problem ist? Hängen sie jetzt nur noch vor dem Fernseher, statt abends mal unter die Leute zu gehen?
Hier in meiner Wohngegend gibt es keine Kneipen mehr. Der letzte Bäcker ist pleite. Die Männer hängen schon seit zehn Jahren zu Hause rum und werden von ihren Frauen verpflegt oder angebrüllt.
Tatsache ist, dass diese Kneipen alle im Sterben liegen, und das Rauchverbot gibt ihnen jetzt einen Grund, in den Sack zu hauen.
Freiheit, das bedeutet für mich in diesem Zusammenhang Kommunikationskultur. Wenn ich in guter Luft tanzen gehe, vor die Tür zu den Rauchern gehe usw., ist das förderlich. Wenn die Arbeiterkultur und das Philosophieren am Stammtisch stirbt, ist es ein Verlust, aber am Rauchen liegt es nicht.
Vielleicht könnte man gegen teure Lizenz Raucherbars erlauben, aber ohne Livemusik, ohne Küche und mit durch die Lizenz notwendigen hohen Getränkepreisen. So wie es Striplokale gibt.
Dann werden wir sehen, wie vielen Leuten das Rauchen wichtiger ist, als der sonstige Flair eines Lokals.
Danke, dass ich hier mal etwas dazu sagen darf!
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