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Zehn Jahre in der Schwebe

■ Freie Kinderschule am Körnerwall feiert Geburtstag zwischen Verbot und Hoffnung

(Vor)Schule ohne Streß Foto: Sabine Heddinga Zehn Jahre in der Schwebe

Freie Kinderschule am Körnerwall feiert Geburtstag zwischen Verbot und Hoffnung

Zehn Jahre hat der Verein durchgehalten. Morgen feiert er (ab 15 Uhr) ein Jahrzehnt freies selbstbestimmtes Lernen ohne Streß und Stundenplan, mit hausgemachter Musik, Tanz und Spielen in dem gemütlichen Haus am Körnerwall 6. Doch die Jubiläumsfreude ist nicht ungetrübt.

Seit zwei Jahren dürfen die engagierten PädagogInnen keine schulpflichtigen Kinder mehr unterrichten. Im Sommer '88 kam plötzlich, nach sieben Jahren Duldung und dreijährigen Verhandlungen, aus der Bildungsbehörde das Aus für den Unterricht der sieben-bis elfjährigen Kinder. Seit Sommer letzten Jahres gibt es für sie ersatzweise eine Eltern/Kind -Gruppe. Diese (kostengünstige) Ergänzung zur Regelschule erkennt zumindest der Sozialsenator an - wie den Vorschulbetrieb, der von der Schließungsverfügung nicht betroffen war.

Der Bildungssenator dagegen hält das Verfahren um die Anerkennung der privaten Ersatzschule seit 1979 in der Schwebe. Eine grundsätzliche Klärung des Konflikts strebt der Bundesverband der freien Schulen mit einer Klage vor dem Verfassungsgericht an. Im Sommer diesen Jahres soll über die Rechtmäßigkeit des staatlichen Bildungsmonopols entschieden werden.

Zehn Jahre Berg-und Talfahrt zwischen behördlicher Duldung und Illegalität - was wünscht sich die freie Kinderschule für die Zukunft? „Wir wollen endlich die staatliche Anerkennung unserer pädagogischen Ideale und unserer erfahrungsgemäß erfolgreichen Arbeit“, sagt der Kinderschul -Pädagoge Andreas Noak, „nach wie vor sind wir darauf aus, mit der Bildungsbehörde ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten“.

Zwei Tage vor dem großen Fest und nach zwei Jahren Funkstille hat die Bildungsbehörde gestern zu einem informellen Gespräch eingeladen.

ink

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