Zaun um den Görlitzer Park: Kosten von mehr als 1,5 Millionen Euro
Trotz Sparhaushalts hält der Senat an den Zaunplänen fest. Eine neue Schätzung zeigt: Die Kosten steigen immer weiter.
Verwendet werden soll der Betrag für den Bau von 300 Metern Zaun, die die bereits vorhandene, den Park umschließende Mauer ergänzen sollen, den Einsatz von 18 verschließbaren Toren und die Öffnung einzelner Mauerwerkssegmente und deren Ersatz durch Zaunelemente. Zum Ziel der Arbeiten heißt es: Die Idee für die nächtliche Schließung des Parks entstammt einem vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ausgerichteten Sicherheitsgipfel im September vergangenen Jahres, bei dem 30 Einzelmaßnahmen beschlossen wurden.
Noch im Juli war in einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg und Elif Eralp mit Verweis auf die landeseigene Grün Berlin GmbH, die den Auftrag für den Zaunbau erhalten hat, von geschätzten Kosten von 1,2 Millionen Euro die Rede. Dem gegenüber bedeutet die jetzige Finanzplanung eine Steigerung um 30 Prozent. Dagegen findet sich in dem Papier noch eine Kostenschätzung aus dem Mai, in der von 100.000 Euro weniger ausgegangen worden war.
Insgesamt werden die Maßnahmen, die die Kriminalität im Görlitzer Park senken sollen, noch viel teurer. 900.000 Euro kosten neue Beleuchtungsanlagen, 800.000 Euro jährlich werden für Personal fällig, das für das nächtliche Abschließen des Parks sorgen soll. Weitere Gelder sind für Straßensozialarbeit sowie Unterstützungsangebote für Drogenabhängige und Obdachlose vorgesehen. Nachdem der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit seiner Klage gegen den Zaunbau gescheitert war, sollen die Arbeiten im nächsten Juni beginnen.
Die Kritik im Bezirk reißt unterdessen nicht ab. Pascal Meiser, der erneut für die Linke als Direktkandidat bei der Bundestagswahl antreten wird, sagte auf Anfrage der taz: „Es ist völlig absurd, dass CDU und SPD an diesem teuren Symbolprojekt festhalten, während der Senat zeitgleich mit seinem Kürzungshammer auch die soziale Infrastruktur in Berlin massiv zu beschädigen droht.“ Ein Zaun löse keine Probleme: Wer dies glaube, „hat entweder keine Ahnung oder er lädt die Probleme mutwillig in den Hauseingängen und Hinterhöfen der Anwohnerinnen und Anwohner ab“, so Meiser.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles