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Zank in Bethlehem

■ Ein traditioneller Streit zwischen griechisch–orthodoxer und armenischer Kirche stört den „Frieden auf Erden“

Jerusalem (ap) - Wie so oft, wenn das „Fest der Liebe“ naht, droht Zank zwischen verschiedenen Konfessionen ausgerechnet in der Grotte in Bethlehem, in der nach der christlichen Überlieferung Jesus geboren wurde. So berichtete die israelische Tageszeitung „Jerusalem Post“ am Sonntag von neuem Ärger zwischen den Vertretern der griechisch–orthodoxen und der armenischen Kirche in der Geburtsstadt Jesu. Anlaß des Streits ist ein drei Quadratmeter großes Stück Mauer in der Geburtskirche Bethlehems. Bei der jedes Jahr vor Weihnachten vorgenommenen rituellen Reinigung der einzelnen Teile der Kirche beanspruchen beide Kirchen das Wandstück für sich. Der griechische Patriarch Diodorus I. drohte, der Zeitung zufolge, die diesjährige Prozession am 6. Januar, dem Weihnachtstag der Ostkirchen, abzusagen, wenn die Armenier nicht einlenkten. Schon vor zwei Jahren mußte die Polizei schlichten,weil die Kleriker mit Fäusten aufeinander losgegangen waren. Die Besitzverhältnisse an den heiligen Städten der Christen sind durch ein osmanisches Gesetz aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts festgelegt. Doch erklärte der armenische Erzbischof Kapikian kürzlich, die griechische Kirche habe sich dieses Recht damals mit Einverständnis der Türken erschlichen. Sein Gegenspieler Diodorus will sich indes mit einem Kompromiß, wie dem im letzten Jahr erreichten, nicht mehr zufriedengeben. Damals durfte ein griechischer Priester soviel von der umstrittenen Wand reinigen, wie er auf einer Leiter stehend mit seinem Arm erreichen konnte.

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