■ Zaire: Keine Machtteilung zwischen Rebellen und Mobutu: Verhandlungen ohne Wert
Der Krieg in Zaire legt eine kleine Pause ein. Nach ihren Blitzerfolgen der letzten Monate kommt es den AFDL-Rebellen im Osten des Landes offenbar gelegen, ihren Vormarsch in die Westhälfte des Landes etwas zu verlangsamen. Schon nächste Woche, so heißt es jetzt statt dessen, könnten erste Verhandlungen zwischen der Regierung von Präsident Mobutu und den AFDL-Rebellen von Laurent-Désiré Kabila stattfinden.
Aber worüber gesprochen werden soll, bleibt noch völlig offen. Bisher legen UNO und andere internationale Diplomaten noch erheblich mehr Wert auf das Schweigen der Waffen als auf den politischen Wandel in Zaire. Damit unterstützen sie faktisch Mobutu, der aus der Defensive heraus jetzt versucht, mit dem Angebot einer Machtteilung seine Haut zu retten. Kabila verdient Anerkennung für seine Position, jede Machtteilung mit Mobutu auszuschließen. Er macht damit deutlich, daß es ihm eben nicht bloß darum geht, einen Zipfel der Regierungsmacht in Zaire zu erhaschen – dieser Wunsch ist in den letzten Jahren vielen Mobutu-Gegnern zum Verhängnis geworden, die sich auf das Spiel von Regierungsbeteiligung und Mitarbeit in Mobutus Institutionen eingelassen haben. Die Menschen in den „befreiten Gebieten“ unter AFDL-Kontrolle fühlen sich vor allem deshalb befreit, weil in ihren Augen die Mobutu-Ära unwiderruflich vorbei ist. Eine gemeinsame Regierung Mobutu/Kabila in Zaire wäre für sie ein Verrat. Es ist naiv, diese Option tatsächlich in Erwägung zu ziehen, solange Mobutus Streitkräfte noch immer wichtige Teile des Landes beherrschen.
Schwieriger für Kabila wird es sein, wie er mit jenen Provinzen umzugehen gedenkt, in die seine Truppen jetzt vorstoßen: Shaba im Süden und Kasai im Südwesten. Vor allem Kasai, Zentrum der Diamantenproduktion Zaires, ist schon längst von der Zentralmacht faktisch unabhängig. Und bisher steht der Föderalismus, also die Gewährung von Autonomie an verschiedene Landesteile, nicht gerade hoch im Programm der Rebellen. Ob die Kasaier und die Katanger in Shaba sich jetzt noch einmal „befreien“ lassen wollen, wird davon abhängen, was Kabila ihnen zu bieten hat. Dies, und nicht das bevorstehende Verhandlungsgeplänkel mit Mobutu und seinen Genossen, wird der wahre Test für die Fähigkeit der Rebellen sein, tatsächlich einmal ganz Zaire zu regieren. Dominic Johnson
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