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■ Zaire: Gespräche der Bürgerkriegsparteien auf hoher SeeEin außenpolitischer Erfolg Mandelas

Die zairischen Bürgerkriegsparteien treffen sich – dank der Vermittlungsbemühungen Nelson Mandelas – zu Verhandlungen auf einem Schiff in internationalen Gewässern. Ein Ort, den sowohl Mobutu als auch Kabila akzeptieren können. Keiner von beiden braucht sich an einen kompromittierenden Ort zu begeben. Eine reife diplomatische Leistung. Der Gastgeber indessen heißt nicht zufällig Nelson Mandela. Jenseits der Bemühungen der Amerikaner und der UNO bedurfte es einer Persönlichkeit von dessen Integrität und Charisma, um Mobutu und Kabila an einen Tisch zu bringen. Ihn respektieren sowohl die zairische Regierung als auch die Rebellen als Vermittler – nicht zuletzt, weil er ein Afrikaner ist.

Für Mandelas Regierung ist das bereits jetzt der erste große außenpolitische Erfolg. Dazu noch auf einem Terrain, auf dem sie sich bisher vor allem durch Patzer und Ungeschicklichkeiten hervorgetan hatte. Erst in den vergangenen Wochen hatte sich Südafrika dem verpflichtet gefühlt, was Vizepräsident Thabo Mbeki schon vor einem Jahr in einer gefeierten Rede angekündigt hatte: „Wir sind Afrikaner.“ Gemeint war damit auch, daß Südafrika sich außenpolitisch neu positionieren muß – da, wo es eigentlich hingehört, auf dem afrikanischen Kontinent. Das mag als Selbstverständlichkeit erscheinen, ist es aber angesichts der Geschichte des Landes keineswegs. Zumal das wichtige Außenressort mit der ANC-Altlast Alfred Nzo eklatant fehlbesetzt ist. Wenn man bisher überhaupt von einer Außenpolitik Südafrikas sprechen mochte, dann war sie vor allem von einem Motiv bestimmt: Ist das jeweilige Land ein Verbündeter aus den Zeiten des Befreiungskampfes? Nur so sind die peinlichen Anbiederungsversuche an Länder wie Libyen, Syrien und den Iran und Mandelas Schweigen zu Nigeria zu erklären.

Ein Kurswechsel ist erst seit Ende vergangenen Jahres zu beobachten, als sich Südafrika aktiv in die Vermittlungsbemühungen für Zaire einbeziehen ließ. Auch das begann mit einem Patzer: Allzu voreilig plauderte Mandela aus, daß Vorgespräche in Südafrika stattfinden sollten. Der Ärger anderer, auf den Superstar eifersüchtiger, afrikanischer Staatschefs war ihm sicher. Der Vorfall ist symptomatisch für ein Dilemma aller künftigen südafrikanischen Außenpolitik: als neue Führungsmacht südlich der Sahara aufzutreten, ohne diese Empfindlichkeiten allzudeutlich zu mißachten. Kordula Doerfler

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