Zahlungsmittel Bitcoin in El Salvador: Kryptogeld verursacht Probleme
Der Druck auf El Salvador wegen der Zulassung von Bitcoin als offizielle Landeswährung steigt. Im Alltag ist das Zahlungsmittel nicht sehr präsent.
Der Bitcoin ist das zentrale Thema der vergangenen Tage in der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes. Nicht nur, weil der Internationale Währungsfonds am 25. Januar offiziell die Regierung aufforderte, den Bitcoin nicht länger als zweite Landeswährung neben dem US-Dollar zirkulieren zu lassen. Sondern auch, weil der Kurs der Kryptowährung seit Monaten auf Talfahrt ist.
Im letzten November lag der Höchststand bei 68.000 US-Dollar für einen Bitcoin, am Montag waren es nur 33.198 US-Dollar. Experten wie César Villalona warnten früh vor der hohen Volatilität. „Für alle User ist das Schwanken der Währung eine schlechte Nachricht, denn das können sich nur wenige Spekulanten leisten, nicht aber 99 Prozent der El Salvadorianer*innen“, so der Ökonom. Villalona arbeitet für den Berufstätigenverband PROES.
Etwa die Hälfe der 6,6 Millionen El Salvadorianer:innen haben ein Chivo Wallet, ein virtuelles Bitcoin-Portemonnaie. Aber das Gros nur aus einem Grund. „Sie haben die Startprämie vom Staat von umgerechnet 30 US-Dollar mitgenommen. Das war ein lukrativer Anreiz“, sagt Villalona. Im Alltag sei die Kryptowährung gar nicht so präsent: „Es wird weder gespart in Bitcoin, noch werden Waren in der Kryptowährung ausgezeichnet und bezahlt, und auch die Löhne werden nach wie vor in US-Dollar ausgezahlt. Drei von vier Kernfunktionen einer Währung bedient der Bitcoin derzeit nicht“, erklärt Villalona.
Die hohen Schwankungen sind auch den IWF-Experten ein Dorn im Auge. Sie verhandeln derzeit mit der Regierung in San Salvador über einen neuen Kredit über 1,4 Milliarden US-Dollar, den das Land dringend benötigt. Doch die Verhandlungen stocken seit Monaten.
Ein Grund ist die Legalisierung des Bitcoin als zusätzliche Landeswährung durch die Regierung von Nayib Bukele. Der hat das Gesetz im Juni 2021 im Schnelldurchgang durch das Parlament gedrückt. Dagegen wird mehr und mehr Kritik laut. Finanzdienstleister und Migrant*innen, die Geld an die Familie im Heimatland senden, brauchen eine stabile und handelbare Währung, kritisiert Manuel Orozco, Direktor des Zentrums für Migration und ökonomische Stabilität in Washington. Es sei nicht korrekt, dass bei der Nutzung des Bitcoin keine Transaktionsgebühren anfielen, so der Experte für Geldtransfers von Migranten.
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