Zahlreiche Tote in Tschad: Gewalt gegen Proteste
Gegner des Präsidenten Mahamat Déby demonstrieren in Tschad gegen seinen Verbleib an der macht. Die Polizei schießt scharf.
Tschads Opposition hatte zu Massenprotesten aufgerufen, weil aus ihrer Sicht am 20. Oktober Débys Amtszeit hätte enden müssen. Der Sohn des Langzeitherrschers Idriss Déby war am 20. April 2021 im Alter von 37 Jahren nach dem überraschenden Tod seines Vaters an der Kriegsfront gegen eine aus Libyen einmarschierte Rebellenbewegung von den hohen Genetälen des Landes zum Übergangspräsidenten für 18 Monate ernannt worden. Im September beschloss ein von ihm selbst einberufener „nationaler Dialog“ jedoch seinen Verbleib bis zu Wahlen im Jahr 2024, zu denen er auch noch selber antreten darf.
Damit galten die Hoffnungen auf einen demokratischen Übergang in Tschad als gescheitert. Das Land ist der wichtigste Partner Frankreichs beim Vorgehen gegen islamistische Terrorgruppen in der Sahelzone und gilt daher als strategisch wichtig. Frankreichs Regierung hatte die verfassungswidrige Machtübergabe von Vater zu Sohn nur unter der Voraussetzung akzeptiert, dass der Sohn nur übergangsweise regiert und den Weg zu freien Wahlen ebnet, zu denen er nicht kandidiert.
Diese Versprechen wurden nun durch den „nationalen Dialog“ gebrochen. Zahlreiche ehemalige Rebellenführer hatten an diesem Dialog teilgenommen, nicht jedoch wichtige Teile der zivilen Opposition. Sie ziehen nun den Kürzeren.
Die Proteste begannen im frühen Morgengrauen mit Aufmärschen auf den Straßen und Barrikaden aus brennenden Autos. Nach Behördenangaben wurden auch mehrere öffentliche Gebäude angegriffen. Die Polizei ging mit Tränengas und scharfer Munition dagegen vor; ob auch die Armee im Einsatz war, blieb zunächst unklar.
Fünf Menschen in Ndjamena seien erschossen worden, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP ein Krankenhausleiter in der tschadischen Hauptstadt, bevor die Regierung ihre wesentlich höhere Bilanz bekanntgab. Das tschadische Rote Kreuz hatte zuvor erklärt, es habe mobile Teams im Einsatz, um Verwundete zu bergen. Deren Zahl soll in die Hunderte gehen.
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