Zahlenspiele: „Impulse“ sauer auf Perschau
■ Wirtschaftsblatt erwägt rechtliche Schritte gegen den Senator
Sitzen in Bremen die „schärfsten Finanzbeamten“? Der Streit geht weiter: Nachdem Bremens Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) behauptet hatte, die Zeitschrift „Impulse“ habe bei einem Bericht über gerichtliche Klagen gegen Steuerbescheide in Bremen die Bremerhavener vergessen (die taz berichtete), setzt sich nun der Chefredakteur des Magazins, Thomas Licher, in einem offenen Brief an Perschau zur Wehr: Man habe den Berechnungen sehr wohl die Einwohnerzahl des Landes Bremen, also sowohl Bremens als auch Bremerhavens, zugrunde gelegt.
Nach ausführlicher Darlegung der Datenquellen (Statistisches Bundesamt in Wiesbaden) und der Rechenvorgänge, kommt das Wirtschaftsblatt nach wie vor zu dem Schluss, „in Bremen säßen die schärfsten Finanzbeamten“.
„Impulse“ hatte um Einsichtnahme in die Unterlagen des Finanzressorts gebeten, war jedoch gescheitert: Mit dem Argument, es handele sich um Statistiken für den internen Gebrauch, habe Ressortsprecher Stefan Luft den Einblick verweigert, schreibt Chefredakteur Licher in seinem offenen Brief. Da das Magazin die von Luft genannten „internen“ Zahlen nicht überprüfen konnte, habe es mit den offiziellen vom Bundesamt gearbeitet.
Stefan Luft hingegen erklärt, er habe dem Blatt Zahlen genannt. Zahlen allerdings, die weit unter denen der Bundesamtsstatistik lagen.
Lufts Erklärung: Letztere enthalte auch gerichtliche Kindergeldstreitigkeiten, die von ihm genannte Zahl aber sei davon bereinigt. Warum er das nicht gleich gesagt hat? Luft: „Danach hat keiner gefragt.“
Gefragt oder nicht – „Impulse“ scheint in seiner Ehre verletzt. Auch als Widerlegung der eigenen Berechnungen könne „Impulse“ die nicht überprüfbaren Zahlen nicht akzeptieren, stellte der „Impulse“-Chef in seinem Schreiben klar. Abschließend behält er sich „ausdrücklich rechtliche Schritte gegen die Pressemitteilung vom 25.01.2002 vor.“
Ulrike Bendrat
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