piwik no script img

vorlaufZähne fletschen!

Themenabend:

„Männer in der Krise“

(Arte, ab 20.45 Uhr)

Alles Imponiergehabe ist auf die altbekannte Floskel zurückzuführen: Letztendlich möchte sich jeder Mensch nur drei Sekunden am Tag wichtig fühlen. Bei Männern darf es etwas mehr sein. Zu welchen Verirrungen und Verwirrungen dies führen kann, wird uns beim Arte-Themenabend „Männer in der Krise“ schonend nahe gebracht. Also Schwestern, Chips her, Beine hoch! Hinterher werden wir klüger sein. Zunächst sind um 20.45 Uhr „Die wilden Kerle“ bei ihren letzten großen Abenteuern zu betrachten.

Michael Schomers stellt in seinem Dokumentarfilm mit leicht lästerhaftem Zungenschlag letzte Bastionen vor, in denen alte Männlichkeitsideale noch ungebrochen und frei von jeglichen Selbstzweifeln gelebt werden. Etwa französische Fremdenlegionäre, die Gehorsam bis in den Tod schwören und, bis an die Zähne bewaffnet, in Pfützen herumhopsen. Der Ernstfall tritt dann an realen Kampfschauplätzen ein: Algerien, im Tschad, Ruanda und im Kosovo, überall dort, wo es französische Interessen mit Waffengewalt umzusetzen gilt. Das Militär betrachten sie als Familie. Was ihre Frau dazu sagt? Ist ihnen wurst.

Schomers hat sich an Orten umgeschaut, wo sich das Antrainieren schlagender Argumente, Leistungswahn oder Elitenbildung als Grundstein männlichen Selbstwertgefühls etabliert haben. Die Filmsequenzen sind versetzt mit der Lesung des Kinderbuchs „Die wilden Kerle“, das vom kleinen Max handelt, der davon träumt, fürchterlich zu brüllen, die Zähne zu fletschen, die Augen zu rollen, die Krallen zu zeigen – und letztendlich ein leckeres, warmes Essen in Mamas guter Stube vorzieht. Interviews mit jungen Kreativen, die in Werbesprüchen das Männerbild bissig selbstironisch verzerren, münden in der Erkenntnis, dass es für diese weise Haltung nur einen einzigen Grund gibt: „Männer wollen bei Frauen ankommen“.

Wer bei Männertränen schwach wird, sollte um 21.50 Uhr die Dokumentation „Männer als Opfer“ nicht verpassen. Und dann, Schwestern, soll uns Sand in die Augen gestreut werden: Um 22.55 Uhr heißt es: „Und der Mann bewegt sich doch“. Na, hoffentlich schön rhythmisch! GITTA DÜPERTHAL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen