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ZDF sauer auf SportmoderatorinDie Milch macht's nicht

ZDF-WM-Frontfrau Katrin Müller-Hohenstein hat Ärger wegen eines Internet-Werbespots, in dem sie über alle Maßen für die Qualität bayerischer Molkereiprodukte schwärmt

Jetzt kommt die Milch: ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hoheinstein mit Oliver Kahn. Bild: dpa

Erst der "Innere Reichsparteitag", jetzt eine verstolperte Flanke über Milchkannen: Dem ZDF kräuselt's vor dem Viertelfinalspiel Deutschland-Argentinien am Samstag (16.00 Uhr, ZDF) schon wieder die Nase über Katrin Müller-Hohenstein. Denn was sich die einzige Frau im öffentlich-rechtlichen WM-Moderatorenkader da in einem Internet-Werbespot für die Molkerei Weihenstephan leistet, hat tatsächlich den Geschmack von ziemlich saurer Milch.

Müller-Hohenstein ist für die Molkerei Aushängeschild im so genannten Qualitätsbeirat, in dem unbescholtene Bürger dumme Fragen über Milch stellen dürfen ("Warum muss Milch denn überhaupt haltbar gemacht werden?") und zur Strafe durch chromglänzenden Molkerei-High-Tech geführt werden. Dort lernen sie dann, "dass es nicht darauf ankommt, welche Milch einem besser schmeckt, sondern dass man überhaupt einen Unterschied schmeckt".

Das ist harte Konkurrenz zu den beliebten Geschmackstests des ZDF-Magazins "Wiso". Und damit es auch wirklich jeder rafft, fasst Müller-Hohenstein die gesammelten Schlichtheiten nochmal enthusiasmiert zusammen, damit jeder versteht, wie es um die Milch steht "wie wir sie aus dem Kühlschrank kennen". Denn da kommt Milch erstaunlicherweise ja eben gar nicht original her. Sondern von einem Gerät namens Kuh.

Doch nun soll nach dem Willen des ZDF Schluss sein mit Müller-Hohensteins "Blick mit natürlicher Neugier und hohem Qualitätsbewusstsein hinter die Kulissen bei Weihenstephan": ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte dem medien magazin, der Internet-Spot könne "so nicht bleiben", das Ganze entspreche "nicht den Vorstellungen des ZDF von Auftritten seiner journalistischen Köpfe".

Auch Müller-Hohenstein soll nach Agenturberichten über die Umsetzung des Spots verschnupft sein. Eine offizielle Genehmigung des ZDF für einen solchen Werbeauftritt hatte sie allerdings. Und, mal ehrlich: Peinlicher als der ebenfalls zu seinen ZDF-Zeiten Putenwurst mümmelnde Johannes B. Kerner ist Müller-Hohenstein bei aller Schlichtheit des Spots dann auch nicht. Aber vielleicht hat das ZDF ja die Anmoderation von Müller-Hohenstein im Film mit "eine Molkerei von innen hat sie aber gesehen" gestört: "Öffentlich-rechtliche Starjournalistin noch nie in Molkerei gewesen" ist ja in der Tat eine Schlagzeile, die kein Sender gerne über sich liest.

ZDF-Chefredakteur Frey sagt sybillinisch, er habe "nichts dagegen, dass Kollegen Nebentätigkeiten ausüben, solange sie keinen werblichen Charakter haben und die journalistische Glaubwürdigkeit nicht gefährden", Fragt sich nur, warum sonst Firmen Senderfuzzis zu irgendetwas einladen, wenn nicht in werblicher Hoffnung.

Doch solange Müller-Hohenstein nicht am Samstag im WM-Studio vor laufender Kamera mit Oliver Kahn ne Milch auf ex kippt, ist ja alles halb so schlimm. Apropos Kahn: Die Molkerei Weihenstephan ist "offizieller Ernährungspartner" des FC Bayern München.

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30 Kommentare

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  • O
    ole

    Grins, welch ein sinnloser Artikel über eine zweitklassige Sportmoderatorin und deren Engagement für geschmacklose Produkte.

  • D
    denninger

    Mann oh mann, "vic", Bier wird nicht in Molkereien hergestellt sonden in Brauereien gebraut.

    Die bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan gehört dem Freistaat Bayern (für Dich: Folxeigentum) und ist dem Staatminister für Unterricht und Kultus unterstellt.

  • V
    vic

    Das ist doch nichts gegen das größte Werbegesicht unserer Zeit.

    Jauch heißt der Mann und die ARD freut sich schon ganz doll.

  • D
    denninger

    Jetz mal ehrlich:

    Wie viele taz Journalisten und Leser sind denn schon einmal in einer Molkerei gewesen?

    Und damit meine ich nicht den Sprint über die verglaste Besuchergalerie.

    Es dürften die wenigsten unter Euch jemals Einblick in die Produktion gehabt haben. Der Grund liegt einfach in den sehr hohen Hygieneanforderungen der Milch.

    Fragt doch mal die Barbara Kerneck, die kann Euch das erklären (SCNR).

    Statt dass Ihr Euch über das Mobbing des ö-r Senders aufregt wird hier munter mitgeprügelt. Liegt wohl daran, dass die Molkerei vor Freising auch dem Theo gehört. Und daran, dass die Karin ja wegen der unverstandenen Metapher eh' zum Abschuss freigegeben ist. Klingt irgenwie nach "Schalke 05".

  • V
    vantast

    Man sollte ruhig großzügiger sein, unser Bundestagspräsident hat auch mehrere Arbeitgeber/Chefs, und hat keine Schwierigkeiten dabei, mehreren Herren zu dienen.

  • M
    Martin

    Was Kerner und Müller-Hohenstein neben ihrer Arbeit machen, sollte keine interessieren. Aber ich finde es schon perfide, wenn Kerner im Fernsehen für Wurst werben darf. Dasselbe gilt eben für Müller-Hohenstein.

    Viele Menschen mögen es einfach nicht, dass man hinsichtlich mit Produkten durch Tierausbeutung Werbung macht und dadurch noch Geld einstreicht.

    Das gehört sich einfach nicht!

  • S
    svenja

    gab's da nicht auch einmal eine debatte um gentechnik im betrieb weihenstephan?--jetzt wird mir einiges klar!

  • E
    elbeo

    Zum Wiehern. Vielleicht schafft es die taz ja in einem zweiten Anlauf, die Molkerei richtig zu schreiben und dann auch noch zu erwähnen, dass sie zum Imperium des CSU-Freundes und Steuerflüchtlings Müller(-Milch) gehört?

  • H
    Heiko

    Von dem Verhalten der Dame und dem Artikel kann man halten was man will, aber wenn nichtmal der Molkereinahmen richtig geschrieben ist, macht mir das etwas Sorgen über die Recherchegenauigkeit + die Leistungsfähigkeit des Lektorats (Ich weiß es ist eigentlich zu warm zum arbeiten, aber sowas sollte schon auffallen).

     

    ***Anm. der Redaktion: Sorry! Es war tatsächlich zu heiß.

  • W
    wespe

    Die bekannte Molkerei heißt...

    ... WEIHENSTEPHAN,

    nicht Wiehenstephan oder Wiehenstefan! (Unabhängig von neuer deutscher Rechtschreibung)

    Und was eine laufende "Kamer" darstellt bleibt schleierhaft. -- Jaja, die Sonne ;-)

  • OA
    o aus h

    ... und auch die taz verstlopert - verstolpert? - die Steilvorlage gleich im ersten Satz.

  • BI
    Bernd Irmler

    Was viele nicht wissen:

    Die Firma Müller-Milch ist Besitzerin der Firma Weihenstephan.

    Die ist ja bekannt wegen Steuermachenschaften usw.

  • T
    tom

    Die Gier dieser Leute ist einfach unerträglich.

    Abgesehen davon nervt das unqualifizierte und uninsperierte Gequatsche von der Frau und wenn man genau hinschaut merkt man das auch bei Herrn Kahn.

    warum machen Frau nicht das wovon sie etwas verstehn.

  • M
    mucko

    ...ei...weihenstephan...;-)

  • T
    thorwest

    weihenstephan ist die ehemalige bayerische staatsmolkerei, die unter stoiberer trotz attraktiver angebote bäuerlicher genossenschaften an den csu grossspender müller (-milch) verschachert wurde und nun als dessen premium marke firmiert. müller ist steuerflüchtling und bekannt für seine niedrigen preise, die er den bauern für die milch zahlt.

  • T
    tystie

    Es gibt da ein höchst rühriges Geschäftsunternehmen namens FIFA. Die FIFA veranstaltet sogenannte Fußballweltmeisterschaften und setzt dabei enorme Geldmengen um. Seit Langem steht die FIFA unter Beobachtung, beispielsweise von Andrew Jennings, einem Journalisten der BBC. Und der hat herausgefunden, dass in der FIFA Korruption und Vetternwirtschaft herrschen. Siehe dazu die Sendung, die vor dem aktuellen Unternehmen FIFA-WM 2010 auf arte ausgestrahlt wurde: http://rss-video.net/der-schoene-schein-die-fifa-und-das-geld/. Ein Buch dazu steht vor der Veröffentlichung. Es ist also seit Jahren wohlbekannt, dass es bei den Weltmeisterschaften um profitable Geschäftstätigkeiten geht, bei denen buchstäblich Alle, die überhaupt die Möglichkeit haben, ihr Werbesüppchen auf dieser harmlos erscheinenden Art von gepflegtem Nationalismus kochen.

    Die talking heads im TV versteigen sich, wie gestern beim Spiel 'Brasilien' gegen 'die Niederlande', ganz im Sinne der FIFA, zu Behauptungen wie: Fußball war in Südafrika zur Überwindung des Apartheit-Regimes von großer Bedeutung (sinngemäß). Bitte Gehirn ausschalten! Die Kommentare sind häufig noch störender, als die Vuvuzelas. Alles nichts Neues, weil schon oft wiederholt. Aber seien wir ehrlich: Was für ein weit übertriebenes Gedöns wegen schlichter und häufig schlechter Fußballspiele. Die sollten wir klar von dem ganzen fetten Geschäft und Chauvinismus unterscheiden, in das sie, dank FIFA und vieler Trittbrettfahrer, gehüllt sind.

  • U
    Ulrike

    Naja, sieht man davon ab, dass es ja durchaus üblich für freie Mitarbeiter des ZDF (und all der anderen Sender) ist, irgendwo Werbung zu machen. Und auch Sportschau etc waren ja noch nie werbefrei. Ich denk nur an Winni "taxofit" Schäfer (wie war das bei TOM classics die Tage? *g*) da hat ja auch niemand was dagegen gehabt. Ich bin kein besonders großer Fan dieser Moderatorin, aber bedenkt man, dass Gottschalk inzwischen nur noch mit haribo und nicht unbedingt mit Wetten das ..? identifiziert wird, sollte sich Frey nicht so haben. Aber da will wohl einer die alten Beziehungen Brenders ein bisschen kappen, wa? Denn schließlich war ihr Vertag mit Müller-Milch ja noch von Brender abgesegnet worden.

     

    Entweder soll Frey allen und damit meine ich wirklich allen beim ZDF arbeitenden Personen verbieten werbenden Nebenerwerbsjobs nachzugehen oder es sein lassen. So riecht das ein bisschen nach Aussortieren unliebsamer Altlasten des Vorgängers.

     

    Grüße und geht in den Schatten

     

    P.S. achja und manchmal schaden Rechtschreibprogramme gar nicht. Soviele Tippfehler wie in dem Artikel habe ich in der taz schon lange nicht mehr auf einem Haufen gesehen. War's zu warm? Sind die Finger kleben geblieben? Ihr habt mein größtes Mitgefühl, aber lasst einfach ein Korrekturprogramm drüberlaufen, dann werden zumindest die gröbsten Hämmer gefunden.

  • N
    nursoja

    Es handelt sich um die Molkerei Weihenstephan, und die gehört zu 75% dem Müllermilch-Konzern.

  • M
    Martin

    Im Vergleich zu Kerner, der zig Familien problemlos mit seiner Kampagne beim Börsengang von Air Berlin ('ich setze auf Sieger') in den finanziellen Abgrund stürzen durfte, die Aktien sind nur noch ein Viertel wert, ist die Milchkampagne doch völlig harmlos.

  • T
    Tztztz...

    Die Firma heißt Weihenstephan!

  • M
    Markus

    ....als wenn wir keine anderen Sorgen hätten. So dramatisch scheint das alles nicht zu sein. Und das die taz den Reichsparteitag nochmal auspackt, ist auch klar. *gähn*

  • V
    vic

    und das Bier, mit dem die Bayern so gerne duschen und das der Waldi so gerne trinkt, machen die auch.

  • Z
    zarl

    Nicht Wiehen-, sondern Weihenstephan...

    Und wenn wir schon dabei sind: das ist eh Müllermilch. Die, die nicht ausschliessen wollen oder können, dass deren Milchkühe Genfutter bekommen.

  • C
    ChristofKehr

    Bitte nicht vergessen: Weihenstephan gehört zur Müller-Gruppe. Igitt!!!

  • NS
    Nur soja

    Das hier aufgeführte Unternehmen "Wiehenstephan heisst richtig Weihenstephan und gehört zu 75% dem Milchgiganten Müllermilch.

  • S
    schorse

    Soviel zeit sollte sein: Da wiehert die Weihenstephanmolkerei

  • O
    OLHC

    Naja, vielleicht hat sie bei ihrem netten Spot einfach nur ihren "inneren Reichsparteitag"...

  • NN
    Nee Nee, der is Niederländisch

    Mal so ganz unpolitisch und unüberlegt:

     

    Yeah!

  • P
    Pentadir

    Ist KMH überhaupt bewusst, dass die Molkerei Weihenstephan seit einiger Zeit dem Herrn Müller (MüllerMilch) gehört, der seines Zeichens ein vehementer Unterstützer von Gentechnologie ist? Wie kann frau da ruhigen Gewissens auch noch Werbung für machen?

  • E
    Ente

    Also ich weiß ja nich. Aber "Molkerei Wiehenstefan" und "mediem magazin" sehen mir doch sehr nach Tippfehlern aus. Liest die Texte irgendjemand bevor sie veröffentlicht werden oder werden sie nur geschrieben?