ZDF-Reihe "Der Wettlauf zum Südpol": Mit Markus Lanz durch den Schnee
Die sechsteilige ZDF-Reihe soll an ein historisches Ereignis erinnern und schickt Prominente ins Eis, Nationalstolz inklusive. Der Umgang mit dem Thema ist irritierend.
Schon knapp 100 Jahre ist es her, dass der Norweger Roald Amundsen und der Brite Robert Falcon Scott im Eis der Antarktis um den Titel "Erster Mensch am Südpol" kämpften. Amundsen gewann und hisste am 14. Dezember 1911 die norwegische Flagge am Südpol. Scott erreichte 35 Tage später das Ziel - hungrig, enttäuscht und verbittert. Auf dem Rückweg starben er und seine Männer.
Das Duell der beiden Männer lieferte den Geschichtsbüchern faszinierende Kapitel über Pioniergeist, Rivalität, die Unbarmherzigkeit der Natur und noch so einiges andere mehr. Weil Fernsehredakteure und Zuschauer Jahrestage mögen, erinnert das ZDF mit der sechsteiligen Reihe "Wettlauf zum Südpol" (immer dienstags, 20.15 Uhr und sonntags, 23.35 Uhr) an das Ereignis.
Die spannende Geschichte der beiden Abenteurer umfangreich zu bearbeiten ist aller Ehren wert, der Umgang mit dem Thema aber zumindest irritierend. Das ZDF und der österreichische Produktionspartner ORF schickten im Dezember 2010 zwei Teams in die Antarktis. Dort gab es über eine Strecke von 400 Kilometern ein dem historischen Vorbild nachempfundenes Duell, diesmal allerdings zwischen einem Team Deutschland und einem Team Österreich. Pro Mannschaft waren neben jeweils zwei gecasteten Kandidaten auch Prominente dabei. Für Österreich der ehemalige Skifahrer Hermann Maier sowie der Radiomoderator Tom Walek, für Deutschland - und der ZDF-Weichspüler Markus Lanz sowie Joey Kelly, früher mal Sänger bei der furchtbaren Kelly Family.
Die Idee zu der Reihe hatte Guido Knopp, der als Chef-Historiker des ZDF bei dieser Produktion auch verantwortlich ist. "Ein Wettkampf zwischen Engländern und Norwegern wäre für das deutsche Publikum nicht so interessant gewesen", sagt er. "Aber bei dem Duell Deutschland gegen Österreich schwingen in beiden Ländern Elemente von Nationalgefühl mit."
Beeindruckende Bilder
"Der Wettlauf zum Südpol. Deutschland gegen Österreich", 1. Teil, 8.3., 20.15 Uhr, ZDF.
Und Nationalgefühl wird im Knoppschen Werk bekanntlich als etwas Positives betrachtet. Für ihn persönlich gehe mit dieser Reihe ein Wunsch in Erfüllung: "Es war so etwas wie ein alter Traum von mir, dieses fast schon größte Abenteuer der Geschichte zu rekonstruieren und dadurch erlebbar zu machen", sagt Knopp.
Aber kann das überhaupt gelingen? Mal abgesehen von der schrägen Deutschland/Österreich-Idee: die Fallhöhe ist hier ganz einfach zu groß. Klar ist es eine respektable Leistung von Lanz & Co., sich zehn Tage lang auf Skiern mit 70 Kilogramm schwerem Gepäck bei bis zu Minus 30 Grad durch Schnee und Wind zu kämpfen - wer bei Trost ist, möchte nicht in ihrer Haut stecken.
Zu offensichtlich ist aber von Anfang an, dass die Bedingungen für Scott, Amundsen und ihre Männer viel härter gewesen sein müssen. Sie hatten beispielsweise keine gut ausgebildeten Begleiter dabei, die sogar eine Operation hätten durchführen können, sie mussten ohne GPS-Technik auskommen, und die extrawarme Kleidung sowie die tollen Zelte der ZDF-Crew hätten sie sicherlich auch nicht abgelehnt. Das soll nicht heißen, dass man zur Thrill-Steigerung die Teilnehmer durch schlechtere Ausrüstung hätte in Gefahr bringen sollen - nur dass ein "Ach, so ist es denen damals ergangen"-Effekt bei den Zuschauern die meiste Zeit über zwangsläufig ausbleiben muss.
Ausgeglichen wird dieser Mangel ein wenig dadurch, dass die aktuellen (und durchaus beeindruckenden) Bilder vom Pol mit historischen Aufnahmen, Computer-Animationen, Spielfilmszenen und Erörterungen von Experten flankiert werden, des Weiteren steht die Sendung am Sonntag, den 13. März komplett im Zeichen der ersten Südpol-Eroberung. Aus der Reihe fällt die Folge "Mythos Antarktis" am 20. März: thematisiert wird darin die geheime Antarktis-Expedition des Deutschen Reiches in den Jahren 1938 und 1939 sowie die dazugehörigen Verschwörungstheorien. Ganz ohne Nazis geht es bei Guido Knopp halt nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Olaf Scholz in der Ukraine
Nicht mit leeren Händen