Wundersame Software: Lego für alle
■ TZI-Infotag: Was die Informatiker der Uni Bremen so alles herausfinden
Computer sind doof: Davor sitzen so genannte nerds mit viereckigen Augen, Pickeln und fettigen Haaren, die nur Nullen und Einsen in der Rübe haben. Noch schlimmer, so mag man denken, sind die nerd-Produkte: Voller Nullen, Einsen, Nullen und Einsen. Muss nicht immer sein: Schon mal was von Edutainment oder E-Learning gehört? Hier kommt's her: Das Technologie-Zentrum Informatik (TZI) bildet die Jungs aus, forscht wie verrückt, schafft Jobs ohne Ende und schmeißt jede Menge High Tech auf den Markt. So zu sehen gestern am TZI-Infotag, wo unter dem Titel „Arbeiten und Lernen mit Informationstechnologien“ die neuesten Neuheiten vorgestellt wurden, die das Zentrum mit den daraus entsprungenen Startups erfunden hat.
„Bis vor kurzem ging der Hacker noch mit Pizza und Kaffee in der Hand vor den Rechner“, sagt TZI-Chefin Simone Pribbenow. „Heute ist das anders: Der Computer ist in unseren Alltag eingezogen.“
So der „daVinci Presenter“, der in drei Wochen auf den Markt kommt (495 Euro). Das Programm kann die konfusesten Zusammenhänge in wunderhübsche Computerdiagramme verwandeln. Die dann – hoffentlich – jeder versteht. Das Zauberprogramm soll eines Tages sieben Bremer Forscher, die sich zum Startup „b-novative“ zusammengeschlossen haben, ernähren. „Mein Büro ist in meiner Wohnung, nicht in der Garage“, sagt Bernd Gersdorf, der ansonsten die Nähe von Bill Gates sucht.
Das zweite Produkt der Firma, „Cigee“, dient dazu, so genannte Schnittstellen automatisch zu erzeugen. Die haben nichts mit pickeligen Freaks zu tun, sondern sind einfach dazu da, verschiedene Programme miteinander zu verknüpfen. So als ob „ich in Word auch Excel-Tabellen erstellen will“, erklärt Gersdorf. Man kann damit aber auch Einzelteile von Programmen zu neuer Software zusammenbasteln – fast wie bei Lego.
Wie bei Lego ist das auch mit dem E-Learning: Da sucht sich der Pennäler aus der unendlichen Welt der Informationen genau die, die er für sein Lernprogramm braucht. Dabei kann „ADViSOR“ helfen – ein Archivierungsprogramm für Filme, das schon für Weiterbildungen bei Airbus-Mitarbeitern eingesetzt wird. Das TZI-Projekt kann Videosequenzen erkennen und herausfiltern. „Wir extrahieren Inhalte aus Bildern und Videos. Das spart dem Dokumentar viel Zeit“ erklärt George Ioannidis. Auch Radio Bremen und der SWR nutzen die Software.
All das beweist: Sooo doof sind Computer gar nicht. Für die, die damit wundersame Software produzieren – und damit auch noch Geld verdienen können. viv
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen