Berlinmusik
: Wütendund rude

Ich habe wirklich eine Wichswut, das können Sie mir glauben. Beziehungsweise können Sie mir das nicht glauben, eigentlich schien mir dieser Satz nur die passende Einleitung zu sein, um zu der Band mit dem einprägsamen Namen Wichswut zu kommen. Die vier Berliner glänzen aber eben nicht nur mit Namensgebung, sondern wissen auch musikalisch auf ihrer soeben erschienenen EP zu überzeugen.

Der Sound des Quartetts um Sänger und Keyboarder Eddie Chebbi ist dabei mit den Stichworten Postpunk und Psychedelic gut beschrieben, beim Hören der fünf Songs fühlt man sich an Bands wie The Fall, stellenweise die Wipers oder Velvet Underground erinnert. Mit sirenenartigem Sound geht es los, zu hören sind oft fiese, ätzende, bohrende Gitarren, dazu ein unterkühlter (Sprech-)Gesang und ein gleichförmiger Schlagzeugbeat.

Schaut man sich die Reihe der Bands an, die sich in Berlin gerade wieder auf Postpunk, Dark Wave und New Wave beziehen (Lea Porcelain, Drangsal, Diät etc.), so sind Wichswut – auch wegen der knackigen Produktion der Stücke – unbedingt den Guten dieser Renaissance zuzurechnen. Zu empfehlen ist auch ein Besuch der Website: Da kreist anmutig eine schwarze Vinylscheibe vor sich hin. Schön meditativ.

And now for something completely different, oder wie sagt man? Illbilly Hitec (die sich eigentlich iLLbiLLY HiTEC schreiben) sind echte Lokalhelden der Berliner Reggae-/Dub-Szene, und warum das so ist, stellen sie auf ihrem neuen Album eindrucksvoll unter Beweis. Seit 2008 macht das Bandkollektiv um Thomas Mulsow und Alex Brechow bereits gemeinsam Musik, „One Thing Leads To Another“ ist das dritte volle Album.

12 Tracks sind darauf zu hören, die gute Produktion sticht hervor: Knallende Bässe, groovende Offbeat-Gitarren, mit Bläsern und Gesang zusammen klingt das Ganze hervorragend abgemischt.

Stammgast auf dem Album ist der österreichische Musiker Kinetical, der bei acht Stücken mitwirkt. Es gibt zahlreiche weitere Mitwirkende, bei „Better Recognize“ (mit Daphne Bluebird) löst man sich dabei am meisten vom doch recht konventionellen Reggae-/Dub-Sound. Apropos konventionell: Die Texte sind zu nah an Szeneklischees (gleich im ersten Song „Rude Boy Talk“), ein bisschen mehr Ausreißerfreude wäre schön. Jens Uthoff

Wichswut: s/t EP (Music’s Not For Everyone Records)

Illbilly Hitec: „One Thing Leads To Another“ (Echo Beach/Indigo), live: 31. März, Yaam