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■ KommentarWüstenblau

“Leute hängt die Wäsche rein – es regnet blaue Tinte“ riefen früher die Kinder im Badischen, wenn sie ihre Späßchen trieben. Oder wenn sie den anderen Kindern ihren Mut beweisen mußten. Denn irgendeine daheimgebliebene Hausfrau würde immer den Kopf aus dem Fenster strecken und den Schreihals so richtig auslachen und beschämen. Oder wer hat schon jemals blauen Tintenregen gesehen?

Für die kleinen Schreier und die große Lacherin brechen mit der „Blauen Karawane“ ganz andere Zeiten an. Wenn die Karawane in Wittenberg und Torgau, in Hannover und Bremen wegelagert, könnte sie die Herzen von Menschen befreien, die zwischen Gut und Böse, zwischen Tintenregen und Argusaugen, zwischen Schwarz und Weiß nicht gut klarkommen. Die Karawane wird denjenigen Erleichterung bringen, die sich selber verstecken, weil sie anders sind. Aber sie wird auch diejenigen zu einer Erfrischung in ihre Oasen laden, vor denen sich BlauseherInnen in ihren Verstecken schützen.

Die Karawane wird den Beweis erbringen, daß man gegen den Strom schwimmen kann, während man nur flußabwärts nach Bremen schippert. Schon in der Perspektive liegt ein Stück Befreiung.

Das die Blaumeiers durchs Land ziehen und uns das klarmachen wolle, in Ost und in West, ist ihnen zu danken. Und das sie die Menschen ins Gespräch verwickeln, auch. Aber niemand sollte vergessen, daß das Wüstennarrenschiff auch eine Arche ist: Das Wasser steht vielen bis zum Hals. Und es ist kalt. Auch in Bremen.

Eva Rhode

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