: Wüsten, ockernde
Der Bremer Palazzi-Verlag bietet für 2005 seine berühmten planetarischen Blicke nebst 144 weiteren Weltsichten – und dies als „Kunstobjekt von zeitloser Gültigkeit“
Schon erstaunlich, wie kitschig der Weltraum sein kann. Sagen wir zumindest: wie bunt. Da gibt es grün-gelb-rot schimmernde Gasnebel, pink schillernde Staubwolken und allerlei rot strahlende Spiral-Galaxien. Blitzende Zugabe: Das überall darüber gesprenkelte Sternenlicht.
Die „größten und modernsten Teleskope der Welt“ haben diese Farbattacke ermöglicht, sagt der im Ostertor ansässige „Palazzi“-Verlag – der mit eben solchen Weltraumbildern in Kalenderformat in den letzten Jahren bekannt wurde.
Die zur „Sternzeit 2005“ gehörenden Kommentare des Urknall- und Schwarzlochtheoretikers Roger Penrose von der Uni Oxford mögen noch so spannend sein, aber die besten der 156 Naturaufnahmen, die der Verlag für 2005 zu 13 Kalendern zusammen gestellt hat, wurden auf der Erde gemacht. „Planet Earth“ betrachtet aus einigen hundert Kilometern Entfernung.
Gletscher glitzern, Regenwälder grünen, Millionen-Metropolen lichtern und Wüsten ockern. Und da sie das allesamt in wirklich guter Druckqualität tun, ist der 70 mal 50 Zentimeter messende Ganzjahreswandschmuck seine 39,80 Euro wohl wert.
Und weiter im Programm des Kalender-Verlags: „Yacht und Sail“. Da gibt es natürlich spritzende Gischt und geblähte Focks. Aber Gilles Martin-Raget, bekannt als Regatta-Fotograf, findet auch andere Perspektiven auf das titelgebende „grenzenlose Glück auf See“ – etwa in Gestalt eines scheinbar bemasteten Felsenriffs.
Gleiches gilt für „Abenteuer Afrika“: Gabriela Staeblers Bilder erschöpfen sich nicht in der üblichen Afrika-Ästhetik à la Giraffe im Gegenlicht, sondern zeugen auch von Situationskomik im „Reich der wilden Tiere“.
Die einzige Schwarz/Weiß-Produktion der „Palazzi“-Reihe zeigt überwiegend Wässrig- oder Wolkiges, gern mit weichgezeichneten Bewegungsflüssen oder wuchtig geworfenen Schatten. In „Nature Art Black&White“ von Stu Levy muss sich die Natur also entscheiden: Entweder sie ist heroisch oder romantisch – in jedem Fall stark stilisiert.
Gehen wir lieber in die Vollen, also zum „Panorama-Format“ des Palazzi-Sortiments über – der volle Meter. Landschaftlich eignet sich für solche Breitseiten insbesondere das Meer. Philip Plisson zeigt es in verschiedenen Interaktionen mit der darüber liegenden Luft, sei sie Orkan oder laues Lüftchen. Wer statt Blau eher bräunliche Farben bevorzugt, kommt mit „Sahara“ voll auf seine Kosten – ebenfalls 110 Euro.
Aber: Ist sowas nicht zu schade beziehungsweise zu teuer für ein flüchtiges Jahr und dessen schnelllebige Monate?
Die Palazzi-Leute haben auch für die praktisch Denkenden unter uns etwas im Angebot: Das Panorama-Produkt „Toskana“. Dessen Clou ist ein Dauer-Kalendarium, wodurch die entsprechenden Zypressen und Paläste laut Palazzi zum „Kunstobjekt von zeitloser Gültigkeit“ werden. Und mehr als die Aufhebung des Zeitkontinuums kann man von einem Kalender ja nun wirklich nicht erwarten. HB
„La Mer – The Sea – das Meer“: bis 31. Dezember 2004, Institut Francais (Contrescarpe 19); alle anderen Kalenderwerke: bis 31. Dezember 2004, Terminal 3, Bremer Flughafen