Wolfgang Gehrcke und sein Kernproblem: Israels bester aller Freunde
Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke hat in der Villa Ichon seine enge Freundschaft mit Israel erläutert - und erklärt, wieso er sich um den Iran sorgt. Ein bemerkenswerter Auftritt.
W arum nicht mal über den Nahen Osten, über Syrien, den Iran und ja, auch mal über Israel reden, dachten sich die Marxistische Abendschule und das Bremer Friedensforum. Und luden am Dienstag Wolfgang Gehrcke ein. Der ist Bundestagsabgeordneter der Linkspartei und Obmann im Auswärtigen Ausschuss, sitzt ganz nah an den Schalthebeln der Macht.
Frei reden kann Gehrcke, vor allem über Israel. Da liege nämlich „das Kernproblem“. Mit den Juden sprechen solle man. Er tut das ja auch. Viele seiner Freunde sind Israelis. Denen wünscht er, ohne Anschlag einen Kaffee trinken zu können. Er ist ein echter Freund.
Weniger befreundet ist Gehrcke mit dem Iran. Um den macht er sich Sorgen. Während andere eine Bedrohung der Welt durch den Iran heraufbeschwören, redet Gehrcke über die Bedrohung des Irans durch die Welt, zum Beispiel: durch Israel. Der Iran sei technisch bestimmt in der Lage, eine Atombombe zu bauen. Wenn Israel den Iran aber angreift, dann doch wohl mit taktischen Atomwaffen! Ein Raunen geht durchs Publikum.
Innenpolitisch hat Gehrcke Probleme mit der iranischen Unterdrückung der Frauen und Kommunisten. Das aber lässt sich nicht von außen ändern. Auch nicht von Israel. Das habe ja auch viele innenpolitische Probleme und verfüge über 200 Atomwaffen, nein 250 weiß ein Zuhörer. Noch so ein Freund Israels.
Aufpassen müsse man auch beim Bürgerkrieg in Syrien. Eine säkulare Regierung gegen ein islamisches Regime auszutauschen? Gehrcke ist als Linker für die Trennung von Religion und Staat. Und die Aufständischen würden aus dem Ausland finanziert, aus Saudi Arabien. Das war ja fast schon mal kurz davor, Israel anzuerkennen. Wobei es doch gerade Antisemitismus ist, wenn man Israel nicht kritisiert. Die Linke sei da nicht immer standhaft geblieben und habe viel Unsinn verfasst. Seinen Freunden müsse man doch die Wahrheit sagen. Nur nicht, dass sie die Feinde sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!