Wohnraum wird teurer: Mieten gehen durch die Decke
Neuer Mietenspiegel zeigt: Durchschnitts-Kaltmiete erstmals über acht Euro. Mieterverein befürchtet Mieterhöhungswelle.
HAMBURG taz | „Hamburgs Wohnungsmarkt weiterhin dynamisch“: Das Motto, unter dem Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) am Dienstag den neuen Mietenspiegel präsentierte, klingt positiv. Doch diese Dynamik greift den Hamburger MieterInnen tief ins Portemonnaie. Denn sie bedeutet nur, dass Hamburgs Mieten zuletzt abermals stark angezogen haben, stärker noch als in den Jahren davor.
Im Schnitt 6,1 Prozent oder 46 Cent mehr als 2013 pro Quadratmeter muss Hamburgs DurchschnittsmieterIn heute berappen. Damit kletterte die Durchschnitts-Nettokaltmiete erstmals auf knapp über acht Euro. „Wenn Senatorin Stapelfeldt von einem weiterhin dynamischen Wohnungsmarkt spricht, ist das schon fast zynisch“, ärgert sich deshalb Heike Sudmann, die wohnungspolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion der Linken.
Noch vor zwei Jahren war Stapelfeldt-Vorgängerin Jutta Blankau (SPD) optimistisch, dass der Senat durch verstärkten Wohnungsbau die „Trendwende“ geschafft habe und die Mieten in Zukunft deutlich „moderater“ ansteigen würden, als bislang. Nun aber zeigt sich: Die Mietanstiege haben sich seit 2013 noch einmal beschleunigt und stark von der Inflation abgekoppelt die im selben Zeitraum gerade bei insgesamt 1,5 Prozent liegt. Da alle Senatsanstrengungen den Mietzuwachs nicht entschleunigen konnten, lautet die Stapelfeldt‘sche Verteidigungslinie nun: „Ohne Neubauprogramm“ von mindestens 6.000 Wohnungen jährlich wäre die Mietbeschleunigung „noch höher“ ausgefallen.
Immerhin: Im Vergleich zu anderen Städten liegt Hamburg bei Miethöhe und Mietzuwachs noch im Mittelfeld; München, Stuttgart oder Frankfurt bleiben weiterhin ein teureres Pflaster. Hamburgs alternativen Mieterverein tröstet das wenig: Mieter helfen Mietern beklagt den „ungebremsten Anstieg“ und warnt: „Der hohe Anstieg des Mietenspiegels wird viele VermieterInnen veranlassen, noch in diesem Jahr Mieterhöhungen zu verschicken.“ Die MieterInnen sollten solche Begehren von den Mietervereinen genau prüfen lassen.
Alle zwei Jahre erscheint in Hamburg der Mietenspiegel seit 1976. Er gibt einen Überblick über die ortsübliche Vergleichsmiete für frei finanzierte Wohnungen.
Er kategorisiert Wohnungen nach Wohnlage, Ausstattung, Größe und Erstellungsdatum.
Für die Erhebung zählen nur Wohnungen, die in den letzten vier Jahren neu vermietet wurden oder eine Mieterhöhung erfahren haben. Die Mietervereine machen diese Einschränkung für die kräftigen Anstiege mitverantwortlich.
„Der beängstigende Mietenanstieg bedeutet, dass nicht nur Haushalte mit niedrigem Einkommen, sondern auch Normalhaushalte immer größere Schwierigkeiten haben, ihre Mieten zu bezahlen“, fürchtet der Chef des Mietervereins zu Hamburg, Siegmund Chychla. So weist der Mietenspiegel durchschnittliche Mieten für normale Wohnungen im Altbaubereich von 9,19 bis 11,70 Euro aus. „Damit dürften die Altbau-Quartiere im innerstädtischen Bereich für viele AnwohnerInnen bald unerschwinglich sein“, klagt Christiane Hollander von Mietern helfen Mietern.
Gleichzeitig laufen immer mehr Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung. „Wir benötigen endlich einen echten kommunalen Wohnungsbau“, fordert Sudmann: „Schluss mit den teuren Wohnungen, die Stadt braucht mindestens doppelt so viele geförderte Wohnungen!“
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