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Wohin soll die Ruanda-Hilfe?

■ UNO fordert Hilfskonzentration auf Ruanda, während Hilfsorganisationen in Zaire ihre Projekte aufbauen / Neue Forderungen nach Truppenentsendung: Amerikaner nach Kigali, Deutsche nach Goma?

Berlin/Goma (taz/wps/AP) – Um die internationale Ruanda- Hilfe entwickeln sich Unstimmigkeiten zwischen der UNO und den Hilfsorganisationen, nachdem sich laut UNO 40.000 der 1,2 Millionen ruandische Flüchtlinge um das zairische Goma auf den Heimweg gemacht haben. Der Militärkommandant der UNO-Mission in Ruanda (Unamir), General Romeo Dallaire, sagte, Hilfe müsse jetzt vor allem für „die Ruander in Ruanda“ geleistet werden. Die britische Hilfsorganisation „Oxfam“ erwiderte gestern, die Hilfe müsse weiter auf die Flüchtlinge in Zaire konzentriert bleiben: „Man kann die Masse der Menschen nicht einfach umdrehen.“

Der Streit spielt sich vor dem Hintergrund ab, daß die Hilfsorganisationen mit dem Aufbau größerer Projekte in Goma beschäftigt sind, während die UNO unter dem Eindruck der geplanten US-Truppenentsendung nach Goma ihre Aufmerksamkeit jetzt auf ihre zukünftige Arbeit in Ruanda selbst richtet. Währenddessen läuft die Hilfe in Goma auf Hochtouren. Nach der Landung von 36 Flugzeugen am Montag war für gestern die Landung von weiteren 35 vorgesehen. Das UNHCR sagte, in zwei bis drei Tagen könnten vier der fünf Millionen täglich gebrauchten Liter sauberen Trinkwassers verfügbar sein, womit die Cholera- Epidemie unter Kontrolle gebracht werden könnte.

Möglich wird das dadurch, daß zur Zeit aus aller Welt Anlagen zur Wasseraufbereitung geliefert werden. Oxfam richtet in Goma ein Programm in Höhe von 2,8 Millionen Pfund (sieben Millionen DM) ein, das gesäubertes Wasser aus dem Kivu-See für insgesamt 800.000 Flüchtlinge bereitstellen soll. Die Bundesregierung und das Land Rheinland-Pfalz liefern Wasseraufbereitungsanlagen, ebenso das Deutsche Rote Kreuz, das sich bisher auf Nahrungsmittelhilfe konzentriert hatte. An weiteren Organisationen aus Deutschland sind unter anderem der Caritas- Verband und die Hilfsorganisation „Care“ aktiv, ebenso viele kirchliche Hilfswerke. Koordiniert wird die gesamte Hilfe vom UNHCR.

Während Wasseraufbereitung und Krankenpflege in Gang kommen, gestaltet sich die Lebensmittelverteilung schwierig, da die Ruander in den Lagern oftmals nach Dörfern gruppiert sind und in diesem Fall von den einstigen Dorfchefs der früheren ruandischen Regierung kontrolliert werden. Diese übernehmen oft die Verteilung der Lebensmittel und vergeben diese Aufgabe dann gerne an bewaffnete Ex-Soldaten und Ex- Milizionäre. Die daraus entstehenden Probleme haben zu massiven Engpässen bei der Verteilung der Hilfsgüter geführt. Um dem abzuhelfen, appellierte die UNO gestern an die USA, ihre angekündigten 4.000 Soldaten schnell zu schicken, worauf US-General John Sheehan mit der Forderung nach Übergabe des Flughafens von Goma antwortete. Der US-Botschafter in Ruanda, David Rawson, sagte, die USA könnten Truppen in die ruandische Hauptstadt Kigali schicken.

„Care Deutschland“ forderte gestern in einem gemeinsamen Aufruf mit der Bundesärztekammer und dem Hartmannbund auch Deutschland zur Entsendung von Soldaten nach Goma auf. Im Rahmen eines Projekts „Menschlichkeit für Ruanda“ sollten Bundeswehreinheiten insgesamt 2.500 Ärzte und Pfleger schützen, die in den nächsten sechs Monaten nach Goma gehen sollten. Die ruandischen Flüchtlinge seien so gereizt, „daß Übergriffe nicht auszuschließen seien“, sagte Care-Vorsitzender Klaus Nöldner. Die Bundesregierung ist gegenwärtig neben der Entsendung von Wasseraufbereitungsanlagen vorrangig damit beschäftigt, Beziehungen zur neuen ruandischen Regierung aufzubauen. Der deutsche Botschafter in Uganda reiste gestern zu Gesprächen nach Kigali. D.J.

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