Wochenübersicht: Konzert : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Ist doch eine wichtige Frage, die Diedrich Diederichsen vorgestern hier in der Zeitung auffrischte: wieso eigentlich muss man die heimische Gemütlichkeit hinter sich lassen und raus, durch die Rituale des Rockkonzertes „mit all seinen Schrecknissen wie Warten, Bier trinken und unzähligen Rempeleien mit uneinsichtigen Zeitgenossen“, nur um nachher entscheiden zu können, ob eine Plattenperformance mit der Bühnenpräsenz in eine stimmige Deckungsgleiche zu bringen ist? Wieso diese Live-Belästigungen, wenn man hinterher nur wieder festellen darf, dass man mit Fantomas etwa (waren am Montag im SO 36) seine Zeit verschwendet hat, mit einem Progrock in Trümmerlogik, die angestrengt als Avantgarde ausgegeben wurde. Wieso? Weil man halt, obwohl so oft auf der Bühne zertreten, seine Hoffnung nicht aufgibt. Weil man es noch einmal wissen will. Aber dazu ist zu sagen, dass der Besuch von James Chance, dem Quäksaxophonisten und Discoanarchisten aus den Goldgräbertagen von Wave (Abteilung Experiment und Exzess) – er hätte am Sonntag im Quasimodo sein sollen – entfällt. Die Hoffnung? Könnte sich mit Xiu Xiu erfüllen, dem Projekt von Jamie Stewart. Gerade wurde bei Tomlab – überhaupt ein exzellentes Label für zum Song hindriftende Heimwerkerelektronika und vom simplen Song wegdriftendem Indierock – das Album „Fabulous Muscles“ veröffentlicht, und die Plattenperformance wären also Panoramaausblicke wie bei den Flaming Lips, nur auf engstem Raum verdichtet, ohne dass man sich dabei im Weg herumsteht. Viel Sonne aber lacht hier nicht herein. Dunkle Stimmungen. Mit Soundexperimenten, wie man das von einem erwarten darf, der neben Joy Division und The Smiths auch Gamelanmusik und Jazzradikale wie Cecil Taylor im Plattenschrank stehen hat. Am Dienstag im Bastard.