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■ WochenpresseEher Spartag als schwarzer Freitag

Wenn wöchentlich Die Woche trompetet, sie sei „World's best- designed newspaper“ und Die Zeit sich mit ach so viel neuem Weißraum als „Reformwerkstatt“ der Republik feiert, dann vergißt man leicht, daß es da noch etwas gibt. Es ist eine kleine Wochenzeitung aus Berlin, die immer wieder feine Reportagen ohne viel Spektakel und Klischees druckt und in der die Kommentare öfters ohne die angeberische Wichtigkeit der Hamburger Blätter auskommen: Der Freitag.

Doch um die Zeitung, die sonst durch angenehm leise Töne auffällt, brodelt diese Woche die Gerüchteküche. „Eklat beim Freitag“, hieß es lautstark in einem anonymen Papier, das Anfang der Woche verbreitet und in dem eine „überdeutliche Nähe“ zur PDS beklagt wurde. Allein: Einen in dem Papier beschwörten Krieg zwischen Grün und Rot, zwischen Ost und West scheint es in der Dramatik nicht zu geben. Zumal der Spagat zwischen Ost und West erklärtes Ziel ist, schließlich nennt das Blatt sich „Ost-West-Wochenzeitung“.

Gleichwohl sind Entlassungen nicht auszuschließen. Die Verleger, eine Gruppe aus grünen Publizisten und Politikern, die vor zwei Jahren vom Verlag Schmidt& Partner den Freitag übernahmen, möchten das Minus nicht mehr in der Höhe tragen. Zwar habe das Blatt noch 1995 über eine halbe Million Mark Verlust gemacht, sagt Geschäftsführer Heinrich Eckhoff, jetzt seien es weniger als halb soviel. Dennoch: „Wir haben keine Konkursnot, aber so ein Loch kann nicht bleiben.“ Weil eine Steigerung der Auflage (derzeit rund 17.000) nur schwer hinzukriegen sei, müsse eben gespart werden.

Am gestrigen Donnerstag machten die Verleger der 18köpfigen Redaktion Vorschläge, die nächste Woche erneut erörtert werden sollen. Zur Disposition stehen könnten die kürzlich auch auf Wunsch von Verlegern geschaffene Berlinseite, eine Sachbuchseite oder Beilagen. Geschäftsführer Heinrich Eckhoff wollte über Details noch nichts sagen. Nur soviel, daß es auch darum gehe, Sachen aufzugeben. Was dann natürlich auch mit Personen verbunden sei.löw

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