piwik no script img

Wo Schweinekopfhälften durch Fenster fliegenAntimuslimischer Anschlag

Foto: Jungsfoto: dpa

Die Fenster des Cafés Blauer Engel sind mit Holzplatten abgedeckt. In der Nacht zu Montag verübten Unbekannte auf die Lübecker Kneipe einen offensichtlich geplanten Anschlag: Zuerst beschädigten die Täter drei Scheiben, dann warfen sie zwei Schweinekopfhälften hinein. „Die Botschaft ist eindeutig“, sagt Emma W. vom Café. Mit den Tierkopfhälften sollen die nicht-christlichen Besucher beleidigt und abgeschreckt werden. „Den Angriff werten wir als rassistischen, politisch motivierten Angriff“, sagt sie. Das Tatmotiv dürfte „antimuslimischer Rassismus“ sein.

Nachts um 01:30 Uhr ist der Anschlag auf das Café, dessen Namen auf den Roman „Professor Unrat“ von Heinrich Mann anspielt, verübt worden. Der Anlass für die Tat ist für die Betreiber klar. In den Räumen richten sie auch das „Café Welcome“ aus. Jeden Mittwoch öffnen sie den Blauen Engel für Menschen aus aller Welt, die ihre Heimat verlassen mussten. Seit über einem Jahr bieten sie für Geflüchtete und Engagierte einen Gesprächs- und Begegnungsraum. Die Polizei tappt noch im Dunkeln. „Täterhinweise liegen nicht vor, sodass auch die Motivlage bislang unklar ist“, sagt Polizeisprecherin Anett Dittmer. Da aber ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne, ermittle die Kriminalpolizei.

In der Nacht zu Ostersonntag, so berichtet Emma W., sei es bereits zu einem ersten Vorfall „mit drei Nazis“ gekommen. Sie seien in das Café gekommen, hätten Plakate abgerissen, „Sieg Heil“ gerufen und den Hitler-Gruß gezeigt. Die Leute vom Café hätten die angetrunkenen Männer hinausgeworfen, sagt W. Draußen vor der Tür sei die Situation weiter eskaliert, Gäste seien mit Flaschen verletzt worden. Die Polizei ermittelt wegen Körperverletzung.

Andreas Speit

arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

In der Nachbarschaft stößt das Café nicht nur auf Sympathie. Die „Kneipe Clemens“ im Nebenhaus hat auch rechtslastige Gäste.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen