piwik no script img

■ Das PortraitWladyslaw Bartoszewski

Ein Antikommunist in einer postkommunistischen Regierung? Eine angenehme Zusammenarbeit mit den anderen Regierungsmitgliedern der Regierung Oleksy werde es wohl nicht werden, erklärte Wladyslaw Bartoszewski, kurz nachdem bekanntgeworden war, daß sich die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten und Bauernpartei mit Präsident Walesa auf ihn als neuen Außenminister geeinigt hatte. „Aber es geht nicht darum, daß es angenehm wird, sondern darum, daß das Signal in die Welt geht, daß sich unsere Außenpolitik nicht ändert.“

Daran können auch die Regierungsparteien in Warschau kaum Zweifel haben. Wladyslaw Bartoszewski gilt seit Jahrzehnten als eine der Symbolfiguren der antikommunistischen Opposition in Polen und als einer der wenigen Intellektuellen, deren Autorität von niemandem in Frage gestellt wird. Das hängt zum Teil mit seinem Lebenslauf zusammen. 1922 wurde er in Warschau geboren, schon 1940 kam er nach Auschwitz. Wieder in Freiheit, trat er 1942 in die „Heimatarmee“, der bürgerlichen polnischen Partisanen ein. In deren Reihen gründete er die Geheimorganisation „Zegota“, die mit Hilfe gefälschter Dokumente polnische Juden vor den deutschen Besatzern versteckte.

Der neue Außenminister Foto: AP

1944 nahm Bartoszewski am Warschauer Aufstand teil, aber schon 2 Jahre später saß er erneut im Gefängnis: Polens Stalinisten warfen ihm Spionage vor. Als General Jaruzelski 1981 das Kriegsrecht über Polen verhängte, wurde auch Bartoszewski wieder interniert. Als Gastprofessor verbrachte er ab 1982 längere Zeit an verschiedenen deutschen Universitäten. Für seine Beiträge zum deutsch-polnischen Dialog erhielt er 1986 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Als 1989 in Polen die erste nichtkommunistische Regierung an die Macht kam, galt Bartoszewski daher als natürlicher Kandidat für den Posten des Botschafters am Rhein. Daß er dann Botschafter in Wien wurde, lag, wie es in Warschau hieß, daran, daß man ihm nicht die notwendige Distanz zu Deutschland zutraute. Innenpolitisch wurde Bartoszewski bis dahin dem Lager von Premier Mazowiecki zugerechnet, dessen Präsidentschaftskandidatur er 1990 gegen Walesa forcierte. Gefragt, ob er in der Regierung Oleksy „ein Mann Walesas“ sein werde, antwortete er nun: „Ich bin ein Staatsbeamter.“ Das sollte heißen: kein politischer Beamter. Klaus Bachmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen