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■ taz internWitz, komm raus ...!

Es gilt, von einem eigenartigen Beißreflex zu berichten: Immer wenn in dieser Zeitung ein Fake erscheint, eine Persiflage, ein Witz, schnappen die gierigen Kollegen zu. Müssen wir solches künftig mit einem hausinternen Stempel versehen? SATIRE! So war vorgestern auf der Seite 3 ein Tagesthema zu lesen, bei dem's um Sandburgen ging: Die Deutschen buddeln mit Schäufelchen weltweit an Stränden ... Interviewt wurde dazu – von Sandra Drachenfels – ein Professor James A. Buddle.

Ach, Ihr Redakteure bei Stern-TV und anderswo, die Ihr alle angerufen habt, ganz erregt angerufen habt, um Herrn Buddle vor die Kamera rsp. die Blöcke zu bekommen: Buddle. Noch mal lesen: BUDDLE! Und Sandra. Na, kommt's euch? Ja?? Na gut, Sandburgen abgeharkt!

Dito: Tilman Zülch von der Gesellschaft für bedrohte Völker. Gestern auf der Seite 1, diese rote Kästchen mit der Überschrift „Heute“. Jeden Tag steht's da, unverrückbar unterhalb des Knicks. Seit langem ein Satire-Häppchen, immer vorausschauend, immer knapp an der Wahrheit vorbei. Oft fies, manchmal daneben. Und nun wurde da von Herrn Zülch behauptet, er würde heute (also gestern) im KZ Buchenwald fordern: Bombardiert die Serben! Ohne Anführungszeichen stand der Satz herum, mit denen die wörtliche Rede gemeinhin gekennzeichnet wird.

Nun schreibt Tilman Zülch an die taz, er fordere eine Gegendarstellung des Inhalts, er habe in Wirklichkeit gesagt: „...Das Waffenembargo gegen Bosnien aufheben ...“ So hat er es gesagt! Also, keine Bomben auf die Serben.

Wahr ist aber auch, daß in nämlichem Kästchen schon stand, die neue Mode-Kollektion der Steffi Graf habe besonders tiefe Taschen (Steueraffäre!!!). Oder: Rudolf Scharping rauche heute seine letzte Zigarette (paff, paff!).

Am besten, wir schicken alle Beteiligten zusammen nach Timmendorf. Förmchen, Muscheln, Gießkannen und Schippen werden aus dem taz-Honorartopf bezahlt. Den Reiseleiter macht Professor Buddle, er hat bereits zugesagt.

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