: „Wischi-waschi-Antwort“ des Senats
■ Pläne für Lürssen-Gelände ist jetzt Deputations-Thema
Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Ralf Fücks ist stocksauer. Drei Wochen ist es her, daß seine Fraktion eine kleine Anfrage bezüglich der neuen Planungen für das Lürssen-Gelände in Vegesack gestellt hat. Jetzt hat der Senat seine Antwort formuliert – in einer vertraulichen Vorlage, die der taz vorliegt. Wie berichtet, wollen Stadtentwicklung Vegesack und das Wirtschaftsressort auf der Werftbrache unter anderem einen Supermarkt bauen. Da das Grundstück als eines der wertvollsten Ufergrundstücke Bremens gilt, haben Grüne und die SPD in Bremen-Nord gegen diese Pläne zwischenzeitlich protestiert.
20.000 Quadratmeter sind laut Senatsvorlage für Uferwege, Hafenrand und weitere öffentliche Nutzung verplant. 16.000 Quadratmeter sollen für Gewerbe und Dienstleistungen genutzt werden. Weitere 17.000 Quadratmeter sind für „mittel- und hochwertigen Handel“ vorgesehen. Auf 4.000 Quadratmetern sollen sich gastronomische Betriebe ansiedeln. 8.500 Quadratmeter sind für Kino, Veranstaltungen und Kultur reserviert – 12.000 Quadratmeter fürs Wohnen. Auf dem Bahngelände an der Hermann-Fortmann-Straße sollen Verbrauchermärkte gebaut werden. „Hochwertiger Wohnungsbau“ wird „weiterhin als wesentlicher Bestandteil des Ntuzungskonzeptes“ angesehen, heißt es. „Für sämtliche Nutzungen“ gäbe es „konkrete Betreiber“, die mit „Baubeginn 1997“ rechnen. „Öffentlichkeitsarbeit“ ist unerwünscht. „Alternativen“ gibt es „keine“. Und das ist auch schon so gut wie alles, was dem Senat zum Thema Lürssen-Gelände einfällt. Der Supermarkt, der mit Blick aufs Wasser auf dem Grundstück gebaut werden soll, wird nicht erwähnt – das Bauvorhaben geht in den oben genannten Quadratmetern unter.
„Eine Wischi-Waschi Antwort, die mehr verhüllt als erklärt“, schimpft Ralf Fücks. „Die Begründung über die Veränderung des ursprünglichen Nutzungskonzeptes ist reichlich dünn.“ „Bei der ursprünglichen Planung spielte der Einzelhandel nur eine marginale Rolle“, erinnert sich Fücks. „Jetzt soll dem Einzelhandel plötzlich eine zentrale Funktion zukommen.“ In Anbetracht des Vulkan-Konkurses sollte das Wirtschaftsressort seiner Meinung nach daran festhalten, auf dem östlichen Teil des Grundstücks Betriebe anzusiedeln, die Arbeitsplätze schaffen. Daß es – laut Senatsvorlage – keine Investoren dafür gibt, läßt Fücks nicht gelten. Das Wirtschaftsressort müsse sich nur intensiver auf die Suche nach solchen Investoren machen.
Fücks will sich mit der Antwort des Sentas nicht zufrieden geben. „Wir werden die Planungen für das Lürssen-Gelände jetzt zum Thema in den Deputationen machen.“ kes
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