Wirtschaftswandel in Australien: Wenn die letzte Autofabrik schließt
General Motors schließt die letzte Autofabrik Australiens, rund 1.000 Menschen werden arbeitslos. Autos sollen künftig aus Deutschland importiert werden.
Der zum General Motors-Konzern gehörende Autobauer Holden produzierte als letzter verbliebener Hersteller Autos im südaustralischen Adelaide. Künftig baut er in anderen Ländern, unter anderem in Europa, Fahrzeuge, wie die Firma am Freitag auf Twitter schrieb. Das letzte Auto, ein roter Viertürer mit Stufenheck, rollte am Freitag vom Band. Er soll in ein Museum kommen. GM verkauft die Holden-Modelle in anderen Ländern unter der Marke Chevrolet.
Durch die Schließung verlieren 995 Menschen ihre Jobs. Die Produktion in Adelaide wurde bereits seit 2013 zurückgefahren, rund 5000 Arbeitsplätze sind insgesamt weggefallen. Der Regionalchef der australischen Fabrikarbeitergewerkschaft AMWU sagte, die Schließung sei ein Zeichen dafür, dass die australische Regierung die Autoindustrie nicht mehr unterstütze. „Das ist sehr traurig“, sagte John Camillo. „Jeder Autobauer auf der ganzen Welt wird von seiner Regierung auf die eine oder andere Weise unterstützt.“
Erst Anfang Oktober hatte der japanische Autokonzern Toyota nach mehr als einem halben Jahrhundert seine Produktion in Australien eingestellt. Im Werk Altona North, einem Vorort von Melbourne, war das letzte Fahrzeug vom Band gelaufen. Auch der US-Autokonzern Ford hatte sein letztes Werk in Australien bereits dicht gemacht.
Autobauer stünden in Australien in einem „perfekten Sturm negativer Einflüsse“, hatte der damalige GM-Vorstandschef Dan Akerson vor vier Jahren gesagt, als er das Aus für die Holden-Produktion verkündete. Dazu gehörten die anhaltende Stärke der australischen Währung, hohe Produktionskosten und ein relativ kleiner inländischer Markt, der zu den „wohl umkämpftesten und zersplittertsten der Welt“ gehöre.
Lohnersatz für arbeitslose Autobauer
Gründe dafür, dass Autos bauen in Australien teuer ist, sieht Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen, neben relativ hohen Löhnen auch in der Struktur der Industrie: „Kleine Werke, die überwiegend ältere Fahrzeugmodelle, in kleineren Stückzahlen produziert haben.“ Hinzu kämen auch relativ hohe Zuliefererpreise, weil dort ebenfalls kleinteilig produziert werde. Da die Importzölle auf Autos bei lediglich fünf Prozent lägen, sei es für Konzerne somit billiger, Autos woanders zu bauen und nach „Down Under“ zu importieren.
Die Regierung Australiens hat 2,5 Milliarden Australische Dollar (1,7 Milliarden Euro) bereitgestellt, um einen Strukturwandel in der Automobilindustrie zu unterstützen. Das Industrieministerium verweist etwa auf Zulieferer, die in die Hausgerätebranche eingestiegen sind.
Zugleich wurden eine Reihe von Programmen aufgelegt, um den nun ehemaligen Auto-Arbeitern unter die Arme zu greifen. Abhängig von ihrer finanziellen Situation erhalten sie Lohnersatz, zudem können sie ein Darlehen von bis zu 1300 Australischen Dollar bekommen, um sich für einen anderen Job auszurüsten.
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