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Wirtschaftsraum Wald

■ Landwirtschaftsminister Borchert legt erstmals einen Waldbericht vor

Berlin (taz) – Der deutsche Wald wächst. Zwischen Rhein und Oder ist die Waldfläche seit 1960 um rund 5.000 Quadratkilometer gewachsen, fünfmal die Landesfläche von Berlin. Das hat Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) gestern bei der Vorlage des ersten Waldberichts bekanntgegeben.

Der Waldbericht, den Borchert auf Wunsch des Bundestages erstellt hat, ist nicht mit dem Waldzustands- oder Waldschadensbericht zu verwechseln. Vielmehr trägt das dickleibige Werk nur vorhandenes Zahlenmaterial über die Holz- und Forstwirtschaft inklusive der Waldschäden zusammen. So zitiert der Bericht auch die fast ein Jahr alten Zahlen des Waldschadensberichts 1996. Danach sind nur noch 20 Prozent der deutschen Bäume stark geschädigt, 37 Prozent sind leicht geschädigt. Die Verbesserung fußt auch auf einem Statistiktrick. Bei der Waldschadenstatistik werden abgestorbene Bäume im darauffolgenden Jahr nicht mehr gezählt, weshalb Kritiker die regierungsamtlichen Zahlen geschönt nennen. Der Bundestag hatte den jetzt vorgelegten Waldbericht schon 1994 erbeten.

„Wir haben einfach keine ökonomische Struktur mehr, um etwas mit dem Wald zu machen“, sagt die bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Heidi Wright. Holz lasse sich als Werkstoff für Möbel und auf dem Bau nutzen und natürlich auch in Holzhackschnitzelheizungen und kleinen Holzkraftwerken verbrennen. Doch wegen der Innovationsschwäche der deutschen Industrie sei die Nutzung des heimischen Holzes an vielen Stellen eingeschlafen. Und jetzt sei die wirtschaftliche Situation so, daß viele Betriebe nicht einmal mehr die Durchforstung ihres Waldes bezahlen könnten.

Auch Andreas Krug vom Bund für Umwelt und Naturschutz sieht die ökonomischen Probleme der Forstbetriebe. Die Forstwirtschaft sei hierzulande in weiten Teilen nicht rentabel. Die Zellstoffindustrie sei häufig von skandinavischen und kanadischen Konzernen übernommen worden. So gehöre etwa der größte deutsche Zellstoffhersteller Feldmühle der schwedische Stora-Gruppe. Diese internationalen Konzerne würden den Rohstoff Holz lieber billig im Ausland zukaufen.

Chancen für die deutsche Forstwirtschaft sieht Krug am ehesten noch beim Versuch, ökologische Standards für die deutsche Forstwirtschaft zu entwickeln. Nur so könne man die höheren Preise erzielen, die Forstwirtschaft in Deutschland wieder interessant machen. „Das ist wie mit dem ökologischen Landbau“, so Krug. Hermann-Josef Tenhagen

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