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Wirtschaftsoffensive wie weiland bei Dohnanyi

■ Senat, Kammern und Gewerkschaften einigen sich auf ein „Strukturkonzept“

Mit einer breit angelegten Offensive von Maßnahmen und Diskussionsrunden wollen Senat und Wirtschaft eine neue Ära der Hamburger Wirtschaftsentwicklung einläuten: Das gestern vom Senat abgesegnete „Strukturkonzept Wirtschaft Hamburg“, im Dialog mit Kammern und Gewerkschaften erarbeitet, birgt neben einer selbstkritischen Analyse von Stärken und Schwächen der Hamburger Wirtschaft einen bislang einzigartigen Vorschlagskatalog wirtschaftspolitischer Maßnahmen.

Dabei setzen der Statt-Wirtschaftssenator Erhard Rittershaus und sein sozialdemokratischer Chefdenker Theo Körner auf eine „Doppelstrategie“. Ebene Nummer eins ist, wie gewohnt, der Weltmarkt: Hamburg soll in einer modernisierten Neuauflage der Standortvisionen des Ex-Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi auf Exportmärkten im „verschärften Wettbewerb“ bestehen. Da die Stadt ansiedlungswillige Industrien wegen strenger EU-Kontrollen kaum noch mit direkten Zuschüssen bestechen kann, wie die AutorInnen des 100- Seiten-Konzeptes einräumen, sollen großzügige Flächengaben und Infrastrukturgeschenke das scheue Kapital an die Elbe locken.

Elbtunnel, Hafenerweiterung, Transrapid – nichts ist der Stadt für diese Strategie zu teuer. Die „Modernisierungslücke“ Hamburgs aber, so meinen Rittershaus & Co, ist mit Autobahnbeton allein nicht zu schließen: „Know How“, „Innovationskompetenz“ und „Systemkompetenz“, sprich Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen sind der „entscheidende Standortfaktor im Wettbewerb“. Erstmals räumt die Stadt damit ein, daß mit bisherigen Strategien allein Hamburg nicht zu helfen ist. Mehr als 90.000 Arbeitsplätze, so das bittere Fazit der Analysen, werden bei der Fortsetzung des aktuellen Wirtschaftsaufschwungs bis weit nach dem Jahr 2000 fehlen.

Hier setzt Ebene zwei des Strategiedoppels an: Der lokalen und regionalen Wirtschaft soll, wie vom wissenschaftlichen Vordenker Dieter Läpple (TU Harburg) seit langem gefordert, endlich gezielte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ob Handwerker- oder Gewerbehöfe, die Beteiligung am Programm Armutsbekämpfung oder die Unterstützung „innovativer Arbeitsmarktpolitik“ – die Wirtschaftsbehörde will die Trennungslinie zwischen herkömmlicher Sozial- und herkömmlicher Wirtschaftspolitik aufbrechen.

In einer Vielzahl von „Handlungsfeldern“ hat Rittershaus konkrete „Initiativen“ angemeldet. Darunter Modellversuche zur Anwendung von Lohnkostenzuschüssen, eine Ausbildungsinitiative, die „schnellstmögliche Schaffung der Vorausetzungen für den Bau von Transrapid“, die Gründung einer Technologiestiftung, die Einrichtung eines Technologierates ...

Wichtiger aber vielleicht ist das neue, mittlerweile von Gewerkschaften, Kammern und Wirtschaft dankbar aufgegriffene Verfahren, Wirtschaftspolitik nicht behördlich zu exekutieren, sondern im Gespräch mit den Betroffenen zu entwickeln. Zuhören, Denken und Reden sind mittlerweile sogar erwünscht: Die inzwischen 20 Hamburger Wirtschaftsdialoge, gut vorbereitete Gespräche am Runden Tisch, haben entscheidend zu Vielfalt und Qualität des Vorschlagskatalogs beigetragen. Ein Insider spöttelnd zur taz: „Wenn jetzt auch noch der Dialog zwischen den Behörden klappt ...“ Florian Marten

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