Wirtschaftskrise und Arbeitsmarkt: Erwerbslosenzahlen klettern nach oben
Die Wirtschaftskrise erfasst den Jobmarkt im Januar stärker als zuvor. BA-Chef Weise meint, dass "Modelle der Vergangenheit sind nicht mehr anwendbar" seien.
BERLIN dpa/taz Die Wirtschaftskrise hat den deutschen Arbeitsmarkt im Januar voll erfasst. Alle drei wichtigen Indikatoren entwickelten sich negativ: "Die Arbeitslosigkeit ist auf 3,489 Millionen gestiegen, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm erstmals seit drei Jahren wieder ab, und die Arbeitskräftenachfrage sank kräftig", sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Donnerstag in Nürnberg. Zudem sei vermehrt Kurzarbeit beantragt worden.
Die Arbeitslosenquote stieg zu Jahresbeginn um 0,9 Punkte auf 8,3 Prozent. Grund für den hohen Anstieg ist laut Weise neben dem besonders harten Winter die lahmende Konjunktur. Die Zahl der Jobsuchenden kletterte im Januar um 387.000 nach oben, lag damit aber noch immer um rund 170.000 unter der des Vorjahresmonats. Saisonbereinigt nahm die Arbeitslosenzahl insgesamt um 56.000 zu - Folge der schwächelnden deutschen Wirtschaft.
Der Konjunktureinbruch spiegelte sich auch in der Nachfrage nach neuem Personal wider: 485.000 offene Stellen hatten die Unternehmen gemeldet, 18.000 weniger als im Dezember und 43.000 weniger als im Januar 2008. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ging nach den aktuellsten Zahlen vom November binnen eines Jahres um 442.000 auf 27,91 Millionen zurück. Auch die Zahl der Erwerbstätigen nahm auf 40,58 Millionen ab. Dennoch betonte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker: "Es gibt einen funktionierenden Arbeitsmarkt. Der ganze Pflege-, Gesundheits- und Bildungsbereich, da ist Bedarf da." Auch Facharbeiter würden noch immer gesucht.
Dem steht eine steigende Anzahl von Firmen gegenüber, die Kurzarbeit beantragt haben. Genaue Zahlen für den Januar lagen am Donnerstag noch nicht vor. Sie dürften aber etwa auf dem Dezemberniveau verharren, sagte Becker. Zum Jahresende 2008 hatten die Unternehmen für 404.000 Mitarbeiter Kurzarbeitergeld beantragt, davon waren 295.000 Anträge mit Auftragsflauten begründet worden.
"Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Kurzarbeiter weiter steigen wird", erläuterte Becker. Im Jahresdurchschnitt rechne er mit 250.000 Kurzarbeitern. Die für die Kurzarbeit vorgesehenen 300 Millionen Euro in der BA-Kasse dürften nicht ausreichen, für 2009 werde mehr als eine Milliarde Euro benötigt, sagte Becker. Dies müsse in einem Nachtragshaushalt berücksichtigt werden. Da zu diesen Ausgaben Kosten für zusätzliche Arbeitslose hinzukommen, rechnet Weise für dieses Jahr mit einem deutlich höheren Haushaltsdefizit. Die Bundesagentur müsse sich möglicherweise auf einen Fehlbetrag von 10 Milliarden Euro einstellen. Dank der Rücklagen von 17 Milliarden Euro könne die BA diesen Jahresverlust aber noch verkraften.
Wie sich der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres verhalten wird, wollte Weise nicht prognostizieren. "Alle Modelle der Vergangenheit sind nicht anwendbar", betonte er.
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