Wirtschaftskrise an der Deutschen Oper: Letzter Akt für die Intendantin
Die Deutsche Oper schreibt rote Zahlen und gerät auch wegen der Qualität ihrer Aufführungen in die Kritik. Hinter den Kulissen läuft bereits die Suche nach einem Nachfolger für Intendantin Kirsten Harms.
Kommentar: Kein guter Ton
Für Kirsten Harms, Intendantin der Deutschen Oper Berlin, wird es jetzt eng. Zum einen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sich nach einem Nachfolger für Harms umschaut. Zum anderen droht die finanzielle Entwicklung der Deutschen Oper aus dem Ruder zu laufen. Das Geschäftsjahr 2008 schließt sie mit einem hohen Defizit ab.
Der jetzt erstellte Halbjahresbericht des Parlaments für die städtischen Bühnen attestiert der Deutschen Oper bis Mitte 2008 ein Minus von 1,6 Millionen Euro. Auch bis Ende 2008/ Anfang 2009 blieben noch Schulden in Höhe von 1,2 Millionen Euro - und dies, obwohl 2008 der Etat des Hauses von fast 25 Millionen Euro um 5,5 Millionen aus dem Topf der Opernstiftung aufgestockt wurde. Oliver Schruoffeneger, grünes Mitglied im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses, sprach am Montag darum von "einer dramatischen Entwicklung bei der Deutschen Oper".
Als Gründe für das Defizit nennt der Bericht steigende Beiträge in die Rentenkassen, geringe Erlöse sowie hohe Kosten für Energie und den Unterhalt der Bühne. Das Haus sei "strukturell unterfinanziert", meinte der CDU-Kulturexperte Michael Braun. Hinzu kommt, dass die Zuschauerzahlen gegenüber dem Jahr 2007 - damals waren es 182.700 insgesamt - nur gering stiegen.
Bekannt ist auch, dass VW seine Kulturförderung für die Deutsche Oper in Höhe von einer Million Euro eingestellt hat. Schließlich sind die Kritiken im Feuilleton für die künstlerischen Leistungen an der Bismarckstraße deutlich schlechter als die für die Konkurrenten Staatsoper und Komische Oper.
Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz wertete das Minus von 1,6 Millionen Euro für das erste Halbjahr 2008 als problematisch. Angesprochen auf die Personalie Harms, machte er keine Aussage.
Das Ergebnis stellte Schmitz vielmehr den Ursachen - wie etwa den hohen Unterhaltskosten der großen Bühne - gegenüber. Zudem hofft Schmitz auf Besserung: "Für 2009 ist von der Deutschen Oper vorgesehen, wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen." Um die Ausgaben zu senken, sollen ab dem Jahr 2010 "weniger Aufführungen" stattfinden.
Dass man es auch besser machen kann - zumindest wirtschaftlich -, zeigen die beiden anderen Opernhäuser. Diese liegen in dem Bilanzbericht im Haben. So kommt die Staatsoper Unter den Linden auf ein Plus von 2,4 Millionen Euro für das Jahr 2008 und entlastet mit dem Überschuss den Etat von insgesamt 26 Millionen Euro.
Die Komische Oper hat ebenfalls einen Überschuss erzielt - rund 24.000 Euro. Bitter ist dort, dass die Zuschauerzahlen im ersten Halbjahr 2008 eingebrochen sind - es wurden über 10.000 Karten weniger verkauft. Die grüne Ausschussvorsitzende Alice Ströver mahnte die Direktoren: "Ein Umsteuern ist nötig".
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