: Wirtschaft und Gedöns
betr.: „Dosenpfand für Hausfrauen“, taz vom 4. 7. 01
Frauenpolitik, Kinderpolitik, Ausländerpolitik . . . und der Rest (mit dem größten Anteil) ist Wirtschaftspolitik und hat somit mit Menschen und Lebewesen wohl eher weniger zu tun.
Familie und Beruf sind nicht vereinbar, solange wir glauben, dass Gewinnmaximierung, ständige Erreichbarkeit und der absolute Vorang der Wirtschaft, der Produktion, der Gewinnmaximierung unser Leben beherrschen bzw. wir uns von diesem Goldenen Kalb und seinen hohen Priestern und deren Mitläufern beherschen lassen. [. . .] Solange Aktienkurse steigen, wenn Arbeitsplätze vernichtet werden, anstatt dass sie ins Bodenlose stürzen, wenn auch nur die geringsten Anzeichen von Arbeitsplatzabbau am Horizont auftauchen, brauchen wir uns nicht wundern, wenn sog. Verpflichtungen oder Empfehlungen der Wirtschaft nichts bewirken. Wir brauchen aber auch nicht erwarten, dass der „Wirtschaft“ auch nur im Geringsten an der Vereinbarung von Familie und Beruf etwas liegt, es sei denn die Familie vereinbart sich mit dem Beruf und nicht umgekehrt.
Vielleicht sollten wir mal wieder etwas mehr an uns, als an die „Wirtschaft“ denken. Könnte ja sein, es gelingt uns diese „Wirtschaft“ auf den Platz zu verweisen der ihr zusteht, auf den Platz, uns zu versorgen mit dem, was wir an Gütern brauchen, und nicht auf den Platz, uns zu beherrschen. Sobald das erreicht ist, wird auch wieder Familie und Beruf miteinander vereinbar sein.
FLORIAN BERGER, Eichenau
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