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Archiv-Artikel

Wirrwar um Geiseln

Die meisten Entführten in Bagdad sind offenbar wieder frei. Mehrere hochrangige Polizisten festgenommen

BAGDAD ap ■ Einen Tag nach der Massenentführung im Irak sind die meisten Geiseln nach Angaben von Ministerpräsident Nuri al-Maliki wieder frei. Ein Sprecher des Ministeriums für höhere Bildung in Bagdad teilte gestern mit, die Entführer hätten etwa 70 Menschen gehen lassen. Eine unbekannte Zahl von Beschäftigten, Wachleuten und Besuchern wurde weiter festgehalten.

Das Innen- und das Verteidigungsministerium hatte die Zahl der Verschleppten am Dienstagabend mit 40 bis 50 angegeben. Der Minister für höhere Bildung, Abed Thejab, sprach dagegen von bis zu 150 Entführten. Regierungschef al-Maliki sagte gestern bei einem Besuch der Universität, die meisten seien wieder auf freiem Fuß. Nun würden die Entführer gejagt.

Als Täter werden schiitische Milizionäre vermutet. Wenige Stunden nach der Geiselnahme waren fünf ranghohe Polizisten auf Anordnung des Innenministeriums festgenommen worden, darunter der Polizeichef von Karrada, des Stadtviertels, in dem sich der Überfall ereignet hatte. Thejab kündigte an, er werde sich nicht mehr an der Regierungsarbeit beteiligen, bis alle Geiseln frei seien. Er hatte zunächst die Einstellung des Unterrichts an den Universitäten angeordnet und kritisiert, dass die Regierung seine Hinweise auf mangelnde Sicherheit ignoriert habe.

Die US-Streitkräfte wiesen Berichte zurück, wonach die Entführer besonders gekennzeichnete, in den USA hergestellte Uniformen des irakischen Innenministeriums getragen hätten. Diese wurden entwickelt, weil Extremisten immer wieder gestohlene oder gefälschte Uniformen verwenden.

Der anhaltenden Gewalt fielen gestern mindestens 20 Menschen zum Opfer. In Bagdad wurden mindestens 11 Menschen bei der Explosion einer Autobombe getötet und 32 verletzt. Der Sprengsatz explodierte nach Polizeiangaben in der Nähe einer Tankstelle im Stadtteil Bab Schargi. Bei Anschlägen in Bakuba und Mossul kamen zwei irakische Journalisten ums Leben. Die US-Streitkräfte meldeten den Tod von vier weiteren Soldaten in der Provinz Anbar.

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