Wird das spitze?: Dalli Dalli reloaded
Ein TV-Klassiker kehrt auf den Bildschirm zurück: Kai Pflaume übernimmt die Rolle des Moderators bei "Dalli Dalli" - die Show die Erfinder Hans Rosenthal zur Legende machte.
HAMBURG dpa/taz | Nicht nur Sat1 setzt auf die gute alte Zeit - sondern auch der NDR. Während der Privatsender die Neunziger-Jahre-Sendung "Bitte melde dich" recycelt, holt der NDR eine gute alte Quizshow zurück ins Programm. Moderator Kai Pflaume tritt in die Fußstapfen von Fernsehlegende Hans Rosenthal. Dessen 40 Jahre alte Show "Dalli Dalli" ist ein Klassiker der TV-Unterhaltung und lockte einst Millionen vor den Bildschirm - am Samstag (23. Juli/22.00 Uhr) wird die Sendung wiederbelebt. Zunächst nur im NDR Fernsehen und nicht im "Ersten", aber mit großer Medienbeachtung vorab. "Als allein die Meldung lief, dass "Dalli Dalli" zurückkommt, war das Medien-Echo unglaublich", erzählt Pflaume, "da hätte man auch sagen können: Kai Pflaume bekommt eine sechsstündige Samstagabend-Show - das Interesse wäre kaum größer ausgefallen."
Keine sechsstündige Samstagabend-Show, dafür aber einige andere Jobs hat sich der frühere Sat.1-Sympathieträger ("Nur die Liebe zählt") bei seiner neuen Senderheimat gesichert. Pflaume wird zum neuen Pilawa - nach dem Wechsel Jörg Pilawas zum ZDF machte die Verpflichtung Pflaumes deutlich, auf wen die ARD nun als Allzweckwaffe setzt. Der 44-Jährige präsentiert "Das neue Star Quiz" und "Klein gegen Groß", im Herbst folgen der Show-Dreiteiler "Der klügste Deutsche" und die Vorabend-Rateshow "Drei bei Kai". Dass er mit "Dalli Dalli" bei Erfolg vom Dritten ebenfalls ins Hauptprogramm der ARD wechseln könnte, ist denkbar. Pflaume betont jedoch: "Das ist momentan nicht geplant, wir fangen ja jetzt erst einmal an."
40 Jahre liegt Hans Rosenthals (1925-1987) erste "Dalli Dalli"-Ausgabe zurück, 25 Jahre seine letzte. Mitte der 90er Jahre folgte ein relativ erfolgloses Revival im ZDF mit Andreas Türck - und dennoch ist Pflaume überzeugt: "Bei "Dalli Dalli" sind es das Spielsystem und der Spielspaß, die aus meiner Sicht heute genau wie damals funktionieren." Und der gebürtige Hallenser, der die Show als Kind in der DDR selbst gesehen und geliebt hat, glaubt an die "Kraft dieser Marke", an die wohl jeder über 30-Jährige seine Erinnerung habe: "Ob nun "Einer wird gewinnen", "Der große Preis" oder "Am laufenden Band" - keine dieser Sendungen hat so viele eigenständige Merkmale wie "Dalli Dalli"."
Die Waben-Wand kehrt zurück
So soll es in der einstündigen Show nichts geben, was es nicht schon früher gab. "Wo "Dalli Dalli" drauf steht, muss auch "Dalli Dalli" drin sein", sagt Pflaume. "Zu viel möchte ich noch nicht verraten, aber es wird unter anderem die Waben-Wand, "Dalli-Klick" und die alte Titelmusik wieder geben. Die Musik war mir besonders wichtig, weil ich finde, sie bringt einen - heute wie damals - sofort in eine besondere Stimmung." Wie früher dient die Sendung einem guten Zweck: Die Kandidaten wie die Schauspieler Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht spielen zugunsten der Hans-Rosenthal-Stiftung, die sich für Menschen einsetzt, die unverschuldet in Not geraten sind.
Legendär auch der eingefrorene Luftsprung von "Hänschen" - so der Spitzname des schmächtigen Moderators - Rosenthal. Der Sprung war auf Wunsch des Saalpublikums zustande gekommen, das zwei Kandidaten per Knopfdruck mit Extra-Punkten belohnen konnte. Wenn die Mehrheit drückte, ertönte eine Sirene. Rosenthal rief: "Sie sind der Meinung, das war spitze!" Beim Wort "spitze" stimmten alle ein. Rosenthal sprang hoch, das Bild stoppte und "Hänschen" hing mit angewinkelten Beinen in der Luft. Setzt auch Pflaume zum Sprung an? "Würden Sie ihn mir zutrauen?", fragt er - und will das Geheimnis dann doch noch nicht lüften: "Lassen Sie sich mal überraschen!"
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?