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„Wir wollen hier verwurzelt bleiben“

■ Gespräch mit BesetzerInnen in der Lindemannschen Schlachterei

Besetztes Haus in Lesum Foto: Jörg Oberheide

„Wir wollen das Haus nicht nur erhalten, sondern auch mit hier verwurzelt bleiben.“ Mit klaren Vorstellungen gingen die knapp 50 BesetzerInnen der alten Schlachterei Lindemann gestern nachmittag in die von ihnen organisierte Podiumsdiskussion. Mit ebenso klaren Vorstellungen hatten Lesums Ortsamtsleiter Kück („Mit Herrn Jäger nicht mehr an einen Tisch“) und die örtliche CDU („Mit Gesetzesbrechern nicht“) die Einladung abgelehnt. Die Besitzerin des zum Abbruch freigegebenen Hauses, die Oldenburger Immobilienfirma Behrens, hatte ihren Rechtsanwalt Uwe Vogt geschickt und Gesprächsbereitschaft signalisiert, obwohl noch am Abend der Antrag auf Räumung zum Landgericht sollte. Mit dabei auch Detmar Leo, SPD-Chef des UB-Nord und FDP -Fraktionschef Jäger.

„Wir wollen hier unten ein öffentliches Kultur-Cafe installieren, Filme zeigen, ein Antifa-Informationsbüro einrichten - und vor allem billigen Wohnraum erhalten.“ Ideen gibt's genug. Auch der Kinderladen hat Interesse angemeldet. Jan Kattentidt erläutert die Besetzerpläne. 700 Unterschriften haben die BesetzerInnen in den letzten zwei Tagen für Erhaltung und Besetzung des Hauses gesammelt. Sie wollen etwas bewegen, mit Politikern reden und nach Lösungen suchen. „Die Politiker hören doch nur zu, wenn wir ein Faustpfand in der Tasche haben“, sagt einer. Wie wenig von den Versprechungen übrigbleibe hätten Besetzung und Räumung in der Bischoff-Reeder Straße gezeigt.

Rechtsanwalt Vogt machte schnell deutlich, daß der Erhalt des Hauses eine Illusion ist: Zuviel Planungs-und Unterhaltkosten hätte sein Mandant in den letzten anderthalb Jahren in das Haus gesteckt - selbst wenn eine politische Entscheidung fiele, von Senat oder einem Sponsor die Lindemannsche Metzgerei für eine Nutzung durch die Jugendlichen zurückzukaufen - der Rückkaufspreis sei längst nicht mehr derselbe. „Gewinnmaximierungsstrategie“ nannte das Detmar Leo und bot den BesetzerInnen an, einerseits Kontakte zum Senat zu vermitteln, andererseits gemeinsam mit einem zu gründenden „Jugendrat“ nach Ausweichmöglichkeiten wie nach längst überfälligen Konzepten für „autonomes Jugendwohnen und Jugendkultur“ zu suchen. „Geschwafel“ urteilten dagegen BesetzerInnen von draußen über die Diskussion. NachbarInnen hatten unterdessen noch Sessel und Essensreste ins Haus gebracht. „Die unterstützen uns alle ganz toll“, meint einer vorm Haus.

ra

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