Mit Radio Bremen auf Du und Du: Winnetou im Zoo
■ CDU-Neumann galoppiert, und der ganze Rundfunkrat hoppelt mit
Große Einigkeit herrschte gestern im Rundfunkrat von Radio Bremen über wesentliche Zukunftsfragen. Erstens war es dusselig, daß Fernseh-Programmdirektor Rüdiger Hoffmann mit einem Journalisten der „Zeit“über mögliche Privatisierungen von einzelnen Produktionsstätten geplaudert hat. Denn zweitens soll und muß Radio Bremen als eigenständiger Sender innerhalb der ARD erhalten bleiben - und dafür muß der ARD-Finanzausgleich über das Jahr 2000 verlängert werden. Die Diskussion über eine Zeit ohne Finanzausgleich habe signalisiert, daß der Sender seinen Kampf um die Millionen-Alimente schon aufgegeben hat, wurde Hoffmann von allen Seiten um die Ohren gehauen. Aber nicht zu doll. Gegen die Prügel, die der TV-Chef bei der Sender-Betriebsversammlung am Freitag bezogen hat, benahmen sich die Rundfunkräte, als seien sie auf Ausflug im Streichelzoo.
Hoffmann hatte sich bußfertig gezeigt und tätige Reue versprochen. Das Gespräch mit der „Zeit“sei ein Fehler gewesen, öffentliche Äußerungen zu dem Thema ohne Absprache mit dem Sender-Direktorium wolle er nienie wieder tun. So verhinderte er allzu heftige Kritik. Das war die Stunde von CDU-Chef Bernd Neumann. Wie Winnetou gab er die Richtung vor - und alle RednerInnen hoppelten hinterher: Privatisierungen seien „falsch“, die Vermischung von öffentlich-rechtlichem System und Privatmedien sei auch „ordnungspolitisch fragwürdig“; das Gerede über Privatisierung sei taktisch unklug und defensiv; es gebe einen Zusammenhang zwischen der Selbstständigkeit des Senders und der des Bundeslandes, mit der Diskussion um die Abschaffung des Senders würden „Schleusen geöffnet“; zudem sei Auflösen teurer als Erhalten. Daß damit gespart würde, „ist nachweisbar Unsinn“, so Neumann. Das müsse öffentlich vermittelt werden. Dann klappt's auch wieder mit dem Finanzausgleich. Der Rundfunkrat verabschiedete die entsprechend vorbereitete Erklärung. J.G.
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