Wind für Ökobetrieb

■ AN-Maschinenbau erstellt drei Windkraftanlagen im Blockland / Bremer Firma konnte in Bremen keine Pilotanlagen bauen

Glanz und Elend der Produktion von ökologischen Produkten liegen in der Geschichte der Bremer AN-Maschinenbau eng beeinander. Wenn nächste Woche im Bremer Blockland drei 50 Meter hohe Windenergiemühlen (600 Kilowatt) installiert werden, erhofft sich Firmensprecherin Kirsten Siegmeier frischen Wind für die stürmische Energieerzeugung in Bremen: „Vielleicht können wir Bremen endlich wachpusten.“

Wolfgang Schulz vom Bremer Energie-Institut legt die Finger in die Wunden der Bremer Windkraftpolitik: „Bei genereller Knappheit von günstigen Standorten für Mühlen haben die Verantwortlichen Angst, sich gerade im Bereich von Gewerbegebieten mit Mühlen zuzubauen. Das würde weitere Gewerbeansiedlungen behindern. In Bremerhaven dagegen sind die günstigen Standorte im Hafenbereich. Hier tritt mit dem Hanseatisch Bremischen Amt ein kleiner Stromversorger auf. Windkraftanlagen wären für das Amt eine bedrohliche Konkurrenz.“

„Die örtliche Marktsituation treibt uns in die Fremde“, umschreibt Kirsten Siegmeier von AN-Maschinenbau die Abhängigkeit der Firma vom Export. AN ist einer der Marktführer für Windkraftanlagen in Deutschland. Zur Zeit sichern lukrative Auslandsgeschäfte mit China und Argentinien die 70 Arbeitsplätze in Bremen. Nicht eingerechnet sind die Arbeitsplätze zahlreicher Zulieferer für die Turmbauten, die Trafos und die Generatoren.

Die Geschichte der heutigen AN Windenergie GmbH liest sich wie ein Märchen, und sie straft alle diejenigen Lügen, die meinen, mit ökologischen Produkten ließe sich kein „Geld machen“. Allerdings liegen auch bei AN Licht und Schatten eng beieinander. Als Anfang der 80er Jahre die Bremer Voith-Werke in Konkurs gingen, schlossen sich ehemalige Arbeiter zu einem eigenen Betrieb zusammen. Zunächst wollte man sich mit Lohnmontage über Wasser halten. Die Produktion ökologischer Produkte wurde anfangs eher belächelt.

Dann schälten sich drei Bereiche heraus, die der neuen Firma mit Arbeitnehmerbeteiligung das Überleben sichern sollten: Die Produktion von Blockheizkraftwerken, ein technisches Verfahren zur Entsorgung von biologischen Abfällen und eben die Windenergie. Nachdem die Lohnmontage eingestellt wurde, entwickelte AN mit Förderung des Umweltressorts drei Standardprodukte. Richtig lukrativ entwickelte sich der Maschinenbau, der die Windanlagen plant, montiert und wartet. Mittlerweile sind Bremer Windanlagen in der ganzen Welt vertreten. Der Bereich expandiert, mit weiteren Einstellungen ist zu rechnen.

Im letzten Jahr haben sich das Heizwerk- und Entsorgungsprojekt jeweils vom AN-Maschinenbau getrennt. Werner Westphal vertritt jetzt für die AN Biotec den Bereich der Entsorgung von biologischen Abfällen. Sein Pech, die Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB) entschieden sich für eine andere technische Lösung der Abfallentsorgung. „Wir haben keins von den ursprünglichen AN-Produkten in Bremen als Referenzanlagen bauen können. Um richtig auf den Markt zu gehen, ist eine Referenzanlage die Voraussetzung“, meint Westphal und bedauert, daß durch den anstehenden Verkauf der BEB langfristige Planungen im Bereich Abfallentsorgung schwer möglich sind. „Wir müssen und werden im nächsten halben Jahr einen Kunden für unser Entsorgungssystem finden“, ist Westphal hoffnungsvoll.

Übel ergangen ist es dem ehemaligen AN-Blockheizkraftprojekt. Hatte man sich vor einem Jahr noch dem Dieter Siebel Anlagenbau angeschlossen, um sich ganz auf das Heizungsprodukt konzentrieren zu können, so ist auch diese Ehe seit Anfang Oktober geschieden, die ehemaligen AN-Mitarbeiter sind bei anderen Firmen untergekommen oder arbeitslos, das ehemalige AN-Produkt ist vom Markt.

Thomas Schumacher