: Will der Irak nur ein Ölfeld als Beute?
■ Britische TV-Gesellschaft „Sky Television“ will in Saddam Husseins Karten geschaut haben/ Rückzug aus Kuwait gegen Nichtangriffsgarantie der USA/ Irak will umstrittene Inseln von Kuwait pachten
London/Washington (adn/taz) Informationen einer britischen TV- Gesellschaft über die angebliche Bereitschaft des irakischen Staatschefs Saddam Hussein, unter bestimmten Bedingungen seine Truppen aus Kuwait zurückzuziehen, sind bis Mittwoch vormittag weder in Bagdad noch in Washington bestätigt worden.
Von irakischer Seite wurde auf den britischen Fernsehbericht bislang mit keinem Wort reagiert. Aus dem State Departement in Washington hieß es, man wisse nichts über ein angebliches irakisches Kompromißpaket. Auch der Botschafter Saudi- Arabiens in den USA wußte bisher nichts von einem solchen „Deal“.
Die private britische Fernsehstation Sky Television hatte am Dienstag abend unter Berufung auf „Quellen, die inoffiziellen internationalen Vermittlern, einschließlich der Sowjetunion, nahestehen“ berichtet, Saddam Hussein habe die Bereitschaft geäußert, sich aus dem besetzten Nachbarstaat zurückzuziehen, wenn der Irak den kuwaitischen Teil des Rumaila-Ölfeldes sowie Nichtangriffsgarantien der USA erhalte.
Bagdad sei auch bereit, die Rückkehr der nach der Invasion vom 2. August ins saudische Exil geflüchteten kuwaitischen Herrscherfamilie zu akzeptieren und stillschweigend auf seine Forderung zu verzichten, eine Regelung der Golfkrise mit der Lösung der Palästinafrage zu verbinden. Darüber hinaus wolle Irak die strategisch wichtigen Inseln Bubiyan und Warba von Kuwait pachten, um einen unbehinderten Zugang zum Golf zu haben.
Ungenannte Quellen in der US- Hauptstadt Washington äußerten gegenüber Sky Television, dieser Kompromiß klinge plausibel, doch werde er offiziell abgelehnt werden. Am Ende werde es auf die Reaktion der Kuwaitis ankommen, die offiziell gleichfalls eine solche Lösung ablehnen würden. Die Bush-Administration werde aber einen Krieg gegen den Irak nur sehr schwer legitimieren können, wenn es nur noch um die Rückeroberung eines Ölfeldes gehe.
Sky Television behauptete, diese Vorstellungen würden wahrscheinlich erörtert werden, wenn US-Außenminister Baker zu dem von Präsident Bush vorgeschlagenen Besuch nach Bagdad kommt. Reuter zitierte dazu einen Vertreter des Außenministeriums in Washington mit der Bemerkung, die Position der Vereinigten Staaten bleibe unverändert. Wenn Bagdad jedoch seine Truppen aus Kuwait abgezogen habe, dann könne die souveräne kuwaitische Regierung „über alles sprechen“.
Der amerikanische Präsident bekräftigte während eines Besuches in Uruguay abermals, es werde bei den von ihm angeregten Außenministerbesuchen in Bagdad und Washington keine Verhandlungen geben. Die Kontakte mit Bagdad seien darauf gerichtet, Saddam Hussein klarzumachen, daß es keinen anderen Weg als den irakischen Abzug aus Kuwait gebe. Anderenfalls müsse zur Erreichung dieses Ziels militärische Gewalt eingesetzt werden.
Die oppositionellen Demokraten im US-Kongreß forderten von Präsident Bush am Dienstag, ein Votum des Parlaments einzuholen, bevor er US Truppen in einem Krieg gegen den Irak zum Einsatz bringe. Die Abgeordneten billigten aber mit 177 gegen 37 Stimmen das Eintreten des Präsidenten für die Verteidigung Saudi-Arabiens, die Forderung nach Abzug Iraks aus Kuwait und die jüngsten diplomatischen Vorstöße für eine Lösung der Golfkrise. Ohne die von der Verfassung geforderte Zustimmung des Kongresses dürfe keine offensive militärische Aktion der amerikanischen Streitkräfte erfolgen, ausgenommen das Leben von US-BürgerInnen sei unmittelbar in Gefahr.
Der sowjetische Verteidigungsminister Jasow, so die japanische Zeitung 'Yomiuri Shimbun‘ vom Mittwoch, soll die Überzeugung geäußert haben, daß Irak angesichts der gegnerischen Militärmacht bald aus Kuwait abziehen werde.
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